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Finanzskandal in Jugoslawien

■ Großkooperative zahlte jahrelang mit ungedeckten Wechseln in Höhe von zusammen 550 Millionen Mark / Gläubiger und Angestellte fürchten um Einlagen und Arbeitsstellen

Belgrad (afp) - Die Affäre um den landwirtschaftlichen Großbetrieb Agrokomerc in Velika Kladusa (Republik Bosnien–Herzegowina) scheint immer größere Kreise bis hinauf in höchste Regierungsstellen zu ziehen. Verantwortliche des Unternehmens sollen fast 550 Millionen Mark unterschlagen haben, indem sie ungedeckte Wechsel ausstellten. Die oberste Staats– und Parteiführung hüllt sich auch zwei Wochen nach Bekanntwerden der Af färe immer noch in Schweigen. Erschwerend hinzu kommt eine mögliche Verwicklung des Vizepräsidenten der Republik und seines Bruders - beide aus Velika Kladusa - in die Unregelmäßigkeiten des Unternehmens. Agrokomerc–Direktor Fikret Abdic hat sie öffentlich der Beteiligung bezichtigt. Überdies steht die Existenz von 63 Banken auf dem Spiel, die alle Agrokomerc–Titel besitzen; nicht zuletzt bangen 13.000 Angestellte um ihre Arbeitsplätze in einer Kooperative, die vor 20 Jahren mit 17 Mitarbeitern begann. Nach amtlichen Schätzungen sollen insgesamt 192 Milliarden Dinar (rund 1,1 Milliarden Mark) veruntreut worden sein, die Presse des Landes spricht sogar von einer Milliarde Dollar. Die Gerichtsbarkeit in Velika Kladusa strengte unverzüglich Ermittlungen gegen 17 Beteiligte an und ließ den Direktor der zu Agrokomerc gehörenden Bank verhaften.

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