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Finanznot im GesundheitssystemKranke Kassen

Die City BKK mit mehr als 200.000 Versicherten muss den finanziellen Offenbarungseid leisten. Die Kasse hofft, eine Schließung abwenden zu können. Doch es könnte der Beginn einer Pleitewelle werden.

Kommt jetzt die Pleitewelle? Bild: dpa

BERLIN taz Erstmals seit Einführung des Gesundheitsfonds Anfang 2009 steht eine Krankenkasse vor der Insolvenz. Die City BKK bestätigte Medienberichte, denen zufolge ihr zum Jahresende die Zahlungsunfähigkeit drohe. Hingegen dementierte die BKK Heilberufe gegenüber der taz Meldungen, dass sie ebenfalls vor der Insolvenz stehe. Die Kosten einer Kassenpleite müssen wahrscheinlich die anderen Betriebskrankenkassen zahlen - und damit deren Mitglieder.

Die City BKK meldet, sie habe das Bundesversicherungsamt darüber informiert, dass ihr "zum Jahresende" die Zahlungsunfähigkeit drohe. Kassen sind seit Jahresbeginn verpflichtet, drohende Insolvenzen unverzüglich zu melden. Als die City BKK die genaue Höhe der Geldzuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erfuhr, sei klar geworden, dass das Geld nicht reichen wird. Unter ihren rund 200.000 Versicherten sind überdurchschnittlich viele kranke und alte Menschen. Seit Jahren hat die City BKK wirtschaftliche Probleme: Bevor Anfang 2009 der zentrale Beitragssatz eingeführt wurde, verlangte sie den höchsten Beitragssatz aller Kassen.

Nun steht die City BKK nach eigener Darstellung vor drei Möglichkeiten: Entweder stellt der Verbund der Betriebskrankenkassen, der zur Unterstützung verpflichtet ist, rund 50 Millionen Euro zur Verfügung. Oder eine Betriebskrankenkasse erklärt sich bereit, mit der City BKK zu fusionieren. Die dritte Möglichkeit ist die Schließung der Kasse. "Eine Entscheidung darüber wird in den nächsten drei bis vier Wochen erwartet", teilt die Kasse mit. Hingegen berichtet der Spiegel, Bundesversicherungsamt und Gesundheitsministerium hätten sich bereits auf eine Schließung zum 1. September verständigt.

Ihre Mitglieder müssten keine Nachteile befürchten, so die City BKK: "Der Versicherungsschutz bleibt auf jeden Fall erhalten, alle Behandlungen werden bezahlt." Andere Versicherer dürfen niemanden ablehnen, dessen Kasse schließen musste.

Es wird befürchtet, die Notlage der kleinen Kasse könnte der Beginn einer Pleitewelle sein. Die rund 160 gesetzlichen Kassen werden 2011 voraussichtlich ein Defizit von rund 11 Milliarden Euro erwirtschaften.

Hingegen dementiert die BKK für Heilberufe Medienberichte, ihr ergehe es wie der City BKK. Pressesprecher Jürgen Körner sagte der taz: Zwar habe auch die Kasse mit Sitz in Düsseldorf dem Bundesversicherungsamt im März mitgeteilt, dass sie nicht absehen könne, ob sie mit den Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds auskomme. "Seither hat sich bei uns die Lage aber entspannt", sagte Körner. "Die Zuwendungen aus dem Gesundheitsfonds sind höher als erwartet. Wir stehen nicht vor Zahlungsproblemen."

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6 Kommentare

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  • US
    Uto Spatz

    Warum werden Kassen krank? Eine Pharma-Mafia verurteilt deutsche Kassen mit Zustimmung von Lobby-Parteien den dreifachen Preis für Medikamente wie im €uro-Raum üblich zu zahlen! Ein öffentlich rechtlich ausgestrahltes Magazin hat jedem der nicht Hirnverbrannt ins nicht vorhandene Hirn gehämmert, dass selbst für einen Krebspatienten ein Medikament das in Dänemark mit 860€uro den Kassen dort in Rechnung gestellt wird, den deutschen Kassen mit 1800€uro in Rechnung gestellt wird! Leben wir nun in einer Demokratie, oder eventuell in einer Lobbykratie? Soll ich mit 70 jetzt einen Zuschuss zum Erwerb eines Flammenwerfers zwecks selektion von Kriminellen beim Ministerium für Waffenerwerb beantragen?

  • C
    cato

    gesundheit kann nicht mit geld bezahlt werden

     

    gesundheit ist gutes leben

     

    wer abhängig ist

    egal ob von lohnarbeit

    alkohol

    oder Rendite

    lebt in kranken verhältnissen

     

    geschäft mit der krankheit wird sterben

    die graswurzel lebt

  • DB
    Dagmar Braunschweig-pauli

    Kostenfalle Jodsalzprophylaxe

     

    Jetzt ist es endlich soweit: die Jodsalzprophylaxe frißt ihre Kinder*, indem die jodinduzierten Krankheitskosten nicht mehr zu finanzieren sind und anfangen, Krankenkassen in den finanziellen Ruin zu treiben.

     

    Wen wundert das, wenn infolge der Zwangsjodierung fast sämtlicher Lebensmittel seit über 20 Jahren z.B. die allein jodinduzierte Autoimmunerkrankung Morbus Hashimoto - vorher kaum in Deutschland auftretend - durch die Jodierung aber inzwischen auf über 10 Millionen Betroffene (ohne die sehr hoch eingeschätzte Dunkelziffer!) in Deutschland** angestiegen ist? Diagnostik und Behandlung dieser chronischen Erkrankung der Schilddrüse sind sehr kostenintensiv, weil Hashimoto oft erst spät erkannt wird und der richtigen Diagnose meist eine jahrelange ebenfalls kostenintensive Ursachensuche vorausgeht.

    Das ist die schlechte Nachricht für alle Krankenkassen.

     

    Die gute Nachricht für alle Krankenkassen: Bei dieser höchst kostenintensiven, lebenslangen Erkrankung kann nach Auskunft von Schilddrüsenspezialisten allein durch Verzicht auf künstliche Jodzusätze in Lebensmitteln bei über 62% der Erkrankten wieder eine normale Stoffwechsellage erreicht werden. Und bereits nach relativ kurzer Zeit der konsequenten 0-Kosten verursachenden Jodabstinenz zeigen sich bereits erste Anzeichen von gesundheitlicher Besserung, die sich stetig, ebenfalls ohne für die Krankenkassen Kosten zu verursachen, fortsetzt.

    Dies ist nur ein Beispiel von vielen, denn dieses Spielchen der Kostenersparnis kann mit allen anderen jodinduzierten bzw. durch Jod verschlechterten und sehr kostenintensiven Erkrankungen fortgesetzt werden wie beispielsweise Morbus Basedow, Über- und Unterfunktion, Heiße und Kalten Knoten, Schilddrüsenkrebs, Jodallergie, Krebs an allen Organen, jodinduzierten Herzerkrankungen, Diabetes, Depressionen, Angst- und Panikattacken, Alzheimer, ADHS, Osteoporose, Unfruchtbarkeit, jodinduzierte Fehlgeburten und Impotenz, deren Bezahlung nun die Krankenkassen ruinieren.

     

    Jod satt macht alles platt! Zuerst die Gesundheit von Millionen, nun die Krankenkassen, die diese Gesundheitsschädigungen nicht mehr bezahlen können.

     

    *Frei nach Wolfgang Leonhards Bestseller „Die Revolution entläßt ihre Kinder.“

    **Laut „Planet Wissen“, WDR-Sendung vom 6.2.09.

     

    Copyright by Dagmar Braunschweig-Pauli M.A., Trier, den 15. Juni 2010

  • KH
    Karin Haertel

    Die Reform des Einheitsbeitraes ist gefloppt. Diese Kasse kam vor dem Einheitsbeitrag von 14,9% mit weniger Beitrag aus und ist nun wegen angeblich "alter Mitglieder" pleite. Das war gewollte Absicht, denn die ueber 200 GKV´s waren unserer Regierung doch laengst ein Dorn im Auge. Komme man nun aber bitte nicht auf die Idee, Krankenkassen mit einem Rettungsbeitrag retten zu wollen. Obwohl das ein schoener Coup fuer Beitragserhoehungen waere, ist dieses Ansinnen voellig absurd.

  • J
    jan

    Califax, das wäre ja eine Rückkehr zu den zivilisierten Zuständen, als medizinische Versorgung ein Menschenrecht war und sie noch nicht zur "Ware" (wie hoch ist eigentlich der "Grenzwertnutzen" einer Krebsbehandlung?) pervertiert wurde. Der Besitzer einer Krankenkasse wird bestimmt keine kleineren Brötchen auf seinem Frühstückstisch akzeptieren, da sei die FDP vor.

  • C
    Califax

    An dieser Stelle darf die Frage erlaubt sein warum bei dem, im großen und ganzen gleichen Leistungsangebot, nicht eine gesetzliche KK ausreicht.

    Solch eine Vereinfachung wäre doch mal ein richtiger Schritt, um die Kosten des Gesundheitswesens spührbar zu reduzieren.