Finanzmogul Alexander Lebedew: Der aufsässige Oligarch
Alexander Lebedew gehört die russische Nationalbank und die Billigflugairline SkyExpress. Jetzt will sich der Milliardär in Sachen freie russische Presse engagieren.
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BERLIN taz | Am 9. Dezember will der russische Finanzmogul Alexander Lebedew in Berlin sein neues Projekt vorstellen: eine globale Stiftung für investigativen Journalismus. Der anglophile Dandy hat im Mediengeschäft bereits einen Namen. In Russland hält er mit Expräsident Michail Gorbatschow, dessen Losung "Glasnost" (Offenheit) der Stiftung den Namen geben wird, 49 Prozent an der oppositionellen Nowaja Gaseta. In England erwarb er den Independent, den Evening Standard und i newspaper.
Die Wichtigkeit einer freien Presse sei ihm Ende der 80er Jahre in London klargeworden, sagte Lebedew einmal. Damals arbeitete der als Wirtschaftsattaché getarnte KGB-Agent an der sowjetischen Botschaft und wertete täglich britische Zeitungen aus. In London begann Lebedews Karriere als Finanzjongleur, der mit schätzungsweise 2 Milliarden Dollar Vermögen den 34. Rang unter den reichsten Russen einnimmt. 2007 rangierte er mit 3,5 Milliarden Dollar auf Platz 194 der Forbesliste der Superreichen.
Nach dem Ende der UdSSR empfahl sich Lebedew der russischen Privatbank Imperial als Devisenfachmann. Mit dem Kauf von Staatsobligationen der bankrotten sowjetischen Bank für Außenwirtschaft und peruanischen Schuldverschreibungen soll er der Imperial solide Zugewinne verschafft haben. Von dort wechselte er ins Management der Nationalnij Reservnij Bank (NRB), über die der Energiegigant Gazprom einen Teil seiner Geschäfte abwickelte. Die KGB-Seilschaften katapultierten das Unternehmen innerhalb eines Jahres in die Liga der zehn größten Banken.
Inzwischen ist der 51-Jährige Eigentümer der NRB, hält Anteile an Gazprom und besitzt den Billigflieger SkyExpress. Die Luft scheint dünner zu werden. Lange duldeten Kreml und Geheimdienst die verhaltene Kritik des Exzentrikers, der nicht recht in die Riege der willfährigen Oligarchen passen will. Im November durchsuchten maskierte Sicherheitskräfte das Büro der NRB in Moskau. Lebedew hatte gerade mit Wikileaks die Veröffentlichung geheimer Dokumente über Korruption in Russland vereinbart.
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