Filmzensur in der DR Kongo: Soldaten fühlen sich „diffamiert“

Ein Film über die Opfer sexueller Kriegsverbrechen in der Demokratischen Republik Kongo wird überall auf der Welt gezeigt. Nur nicht im betroffenen Land.

Denis Mukwege gestikuliert

Denis Mukwege (Archivbild aus dem Jahr 2014). Foto: dpa

BRÜSSEL taz | Seit Monaten geht er um die Welt: der Dokumentarfilm „Der Mann, der die Frauen repariert“ von Thierry Michel und der Journalistin Colette Braeckman über den kongolesischen Frauenarzt Denis Mukwege, der Tausende Opfer sexueller Kriegsverbrechen im Ostkongo in seinem Krankenhaus in Bukavu behandelt hat und dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden ist.

Am Mittwoch lief der Film erstmals im belgischen Fernsehen. Zufällig: Genau an diesem Tag wurde bekannt, dass die Regierung der Demokratischen Republik Kongo eine Genehmigung verweigert habe, den Film auch im Kongo zu zeigen.

Wie Informationsminister und Regierungssprecher Lambert Mende nach Berichten kongolesischer Medien erklärte, enthalte der Film „ungerechtfertige Angriffe“ auf die Streitkräfte, die sich „diffamiert“ fühlten. Tatsächlich kommen in dem Werk Vergewaltigungsopfer zu Wort, die kongolesische Soldaten und Polizisten als ihre Vergewaltiger benennen. Mende behauptet nun, die Aussagen der Frauen seien bei der Übersetzung von Swahili ins Französische verfälscht worden.

Das kann allerdings nicht für die Szenen gelten, wo Polizisten und Soldaten vor Gericht wegen dieser Übergriffe schuldig gesprochen werden. Und auch nicht für die Aussagen Mukweges im Film, wie untätig die oberen Ränge der Streitkräfte mit von ihren Truppen begangenen Verbrechen umgehen.

Das Filmverbot sieht aus wie ein Racheakt. Im Jahr 2011 hatte Thierry Michel bereits einen explosiven Dokumentarfilm über die Ermordung des bekannten Menschenrechtsaktivisten Floribert Chebeya in Kongos Hauptstadt Kinshasa ein Jahr zuvor gedreht. Der Film machte hohe Polizeioffiziere für seinen Tod verantwortlich und zeigte auch, wie Demonstranten nach dem Auffinden des Toten mit der Parole „Kabila, Mörder!“ durch die Straßen Kinshasas ziehen. Auch dieser Film darf im Kongo nicht gezeigt werden.

Das Verbot des Mukwege-Films dürfte diesem werbetechnisch eher nützen. Ab Oktober soll er auch in den USA gezeigt werden. Dort dürfte er erst recht auf ein Echo bei den vielen Kampagnen für ein Ende der Straflosigkeit bei sexuellen Kriegsverbrechen im Kongo stoßen.

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