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■ Filmstarts à la CarteVergnügliches Patchwork

Von einem kommerziellen Erfolg seiner Werke ist er etwa so weit entfernt wie die Fußballmannschaft Liechtensteins vom Gewinn der Weltmeisterschaft – und doch behauptet sich Jean Luc Godard seit nunmehr vier Jahrzehnten mit ungebrochener Kreativität im Filmgeschäft. Eine kleine selbstironische Erklärung für diese erstaunliche Tatsache gibt der Regisseur in seinem 1994 entstandenden Film „JLG/JLG – Autoportrait de Decembre“: „Je suis une légende“, lautet dort eine nicht ganz unberechtigte Selbsteinschätzung. Das „Autoportrait“ gibt Einblicke in die Denkweise Godards: Malerie, Musik, Literatur und Philosophie bruchstückhaft zu einem gewaltigen Assoziations-Patchwork verknüpfend, reflektiert der Regisseur auf unkonventionelle (und gelegentlich auch sehr vergnügliche) Weise die Grundlagen europäischer Kultur und Unkultur. Dabei entsteht eine Collage, in der Bilder, Töne und Schrift Gleichberechtigung genießen, sich oftmals mehrschichtig überlagern und gegenseitig kommentieren – und dem Zuschauer doch iommer Raum für eigene Gedanken lassen.

Wie umgehen mit dem Schrecken der Konzentrationslager zehn Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges? Dieser Frage geht Alain Resnais in seinem Dokumentarfilm „Nacht und Nebel“ aus dem Jahr 1955 nach. Beharrlich fährt die Kamera die zum Lager führenden Schienenstränge ab, gleitet an Aborten, Krematoriumsöfen und verfallenden Baracken vorbei – immer auf der Suche nach den Spuren des Grauens in einer Landschaft der Unkultur, über die buchstäblich langsam Gras wächst. Dazwischen montiert Resnais die schwarzweißen Fotos und Filmmaterialien einer scheinbar anderen Ära: Bilder von bis aufs Skelett abgemagerten Häftlingen, von Zwangsarbeit, medizinischen Experimenten und Leichenbergen. Montage, Kommentar und Musik (Hanns Eisler) enthalten sich jeder billigen Dramatik und wirken vielleicht gerade deshalb in diesem ästhetischen Diskurs wider das Vergessen besonders eindringlich. Anläßlich einer Ausstellung im Literaturhaus, die den österreichischen Dichter Paul Celan als Übersetzer vorstellt, wird „Nacht und Nebel“ im Asrsenal in einer Vorstellung gleich zweimal gezeigt: im französischen Original mit dem Kommentartext von Jean Cayrol (selbst ein ehemaliger KZ-Insasse) und in der deutschen Fassung mit der Übersetzung durch Celan.

„Nacht und Nebel“ (DF) 11.12. im Arsenal

Frauen als Action-Heldinnen haben bei mir immer einen Stein im Brett – vor allem, wenn sie sich dabei nicht zu reinen Comic-Figuren degradieren lassen. In „Tödliche Weihnachten“ unter der Regie ihres Ex-Gatten Renny Harlin spielt Geena Davis nahezu eine Doppelrolle: Die Lehrerin Samantha lebt in einer kleinen, überschaubaren Welt, in der alles friedlich seinen Gang geht. Nur die lästige Amnesie, die ihre Erinnerung an den größten Teil ihres Lebens ausgelöscht hat, stört die Idylle mit Töchterchen und nettem Freund ein wenig. Als sich dann herausstellt, daß sie ehemals als Killerin für den US-Geheimdienst tätig war, ist sie folglich ebensowenig erfreut wie ihre ehemaligen Arbeitgeber, die das Wiederauftauchen eines „Reliktes des Kalten Krieges“ gar nicht begeistert. Und so muß sich Samantha zum Schutz ihres Leibes und ihrer Lieben langsam wieder in die alte Rolle einfinden, was bis zum finalen Action-Overkill durchaus vergnüglich bleibt und von Davis nicht ohne Ironie dargebracht wird.

15.12. im Zeughauskino

Lars Penning

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