Filme zum Ausleihen bei iTunes: Videothek für Faule
Apple erlaubt es seinen Kunden in Amerika seit zwei Tagen, Videos im Internet nicht nur zu kaufen, sondern auch zu mieten. Ein Selbstversuch zwischen Freude und Kopierschutzleid.
Eigentlich hatte Steve Jobs ja immer gesagt, dass die Menschen digitale Inhalte aus dem Internet kaufen und besitzen, nicht aber mieten wollten. Deshalb weigerte sich der Apple-Chef von Anfang an standhaft, in seinem Online-Musikladen "iTunes" so genannte Abo-Modelle einzuführen, die die Plattenindustrie gerne gesehen hätte. Bei Konkurrenten wie Napster sind diese längst präsent - dort ist es möglich, so viel Musik herunterzuladen wie man möchte und sie beliebig lange anzuhören, solange eine (niedrige) zweistellige Monatsmietgebühr berappt wird. Besonders erfolgreich waren die Apple-Wettbewerber damit aber tatsächlich nicht.
Bei Filmen gibt Jobs seine Mietphobie nun auf. Denn: "Im Gegensatz zu Musikstücken, die man in seinem Leben vielleicht 1000 Mal hört", schauten die Konsumenten Hollywoods Bewegtbildproduktionen meist nur einmal. Seit Dienstag ist es nun möglich, sich im iTunes-Geschäft Filme aller großen Hollywood-Studios für den eigenen Rechner auszuleihen - gegen Gebühren zwischen drei und fünf Dollar pro Stück. Diese Videothek für Faule, die in zwei Wochen auch direkt vom Fernseher aus nutzbar sein wird (mit "Apple TV", einer 300 Euro teuren kleinen Beistellkiste), steht zunächst nur Nutzern mit einer amerikanischen Adresse und Kreditkarte Staatsbürgern zur Verfügung, da Apple bislang nur die entsprechenden Lizenzrechte für die USA besitzt. Der Dienst solle aber "sehr bald internationalisiert" werden, kündigte Jobs auf der "Macworld"-Messe an.
Es ist unklar, wie das hier zu Lande ankommen wird. Während die meisten Amerikaner gewöhnt sind, sich über das digitale TV-Kabel einzelne "Pay per View"-Sendungen gegen Gebühr abzurufen, gehören die Nutzer ähnlicher Angebote von Premiere & Co. dank der vielfältigen Free-TV-Angebote in Deutschland eher zur Minderheit. Apple dürfte das aber nicht weiter stören und es trotzdem ausprobieren, schließlich hatte der Konzern auch bei zahlreichen anderen Produkten Erfolg, die bislang kaum Bekanntes dank leichter Bedienbarkeit für den Massenmarkt ummünzten - der iPod war ja auch nicht der ersten MP3-Spieler.
Der Selbstversuch, den taz.de dank amerikanischer Zugangsdaten mit den "iTunes Movie Rentals" wagen konnte, zeigte ein gemischtes Bild. Die Technik ist zwar genauso einfach zu nutzen, wie man dies vom Kauf von Musik und Videos kennt, doch die Restriktionen, die Apple der Nutzerschaft auferlegt, sorgen leicht für Frust. Gibt sich der Anbieter bei Songs immer liberaler, die zum Teil ganz ohne Kopierschutz verkauft werden, sind Mietfilme geradezu vernagelt. So gelang es nicht, einen auf einem Rechner gemieteten Streifen auf einen anderen zu übertragen. Rein technisch ging das zwar mit einem einfachen "Kopieren"-Kommando, doch das Abspielen der Datei wurde nach der automatischen Rückfrage beim iTunes-Laden verweigert - unter dem Hinweis, die Datei sei "nur für ein Gerät" zugelassen. Warum Apple hier nicht einfach die bisherige Politik anwendet, dass das Abspielen auf bis zu fünf mit diesen Zugangsdaten gefütterten Rechnern möglich ist, bleibt ein Rätsel. Besser soll da schon die Übertragung auf tragbare Geräte funktionieren - Apple verspricht, dass man Filme am Rechner beginnen und am iPod oder iPhone beenden kann.
Doch da muss man sich beeilen. Zwar hat der Filmmieter 30 Tage Zeit, mit dem Ansehen eines Werkes zu beginnen. Doch danach tickt die Uhr gnadenlos: Ist der Streifen nicht innerhalb von 24 Stunden angesehen, wird er von der Festplatte gelöscht. Menschen mit Familie, die nur Abends zum Ansehen kommen und dank Babygeschrei eine zweite Sitzung am nachfolgenden Tag einleiten wollen, müssen sich also beeilen.
Fraglich ist auch, ob sich der Spass wirklich lohnt: So zahlt man für das Mieten von älteren Titeln drei Dollar, die man für zehn Dollar bereits käuflich erwerben könnte. Gemein ist allerdings, dass es zahlreiche Filme nur zu mieten, nicht aber zu kaufen gibt - das hat Apple seinen Verträgen mit Hollywood zu verdanken. Dort steht man dem Mietmodell deutlich offener gegenüber als dem Download-Kauf, weil dieser das lukrative DVD-Geschäft (und die guten Beziehungen zum Einzelhandel) gefährden könnte.
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