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Bumble-Film „Swiped“ auf Disney+Hochemotionale Dating-App-Genese

„Swiped“ erzählt vom Aufstieg, Fall und Comeback der (Co-)Gründerin von Tinder und Bumble. Es ist ein Zeugnis toxischer Maskulinität im Dating.

Ihr wurde Tinder zu sexistisch: Lily James als Whitney Wolfe im Gespräch mit Dan Stevens als Andrey Andreev Foto: Disney/dpa

Die Geschichte darüber, wie das Dating-Leben der Millennials das wurde, was es ist, beginnt auf einer Party in L. A. im Jahr 2012. Whitney Wolfe (Lily James), eine 22-jährige Uni-Absolventin, hat sich auf einem Start-up-Event eingeschlichen und versucht, Geldgeber für ihre NGO-App zu finden. Doch keiner der Anwesenden interessiert sich dafür; sie versuchen nur, bei ihr zu landen. Frustriert trifft Wolfe am Ausgang auf Start-up-CEO Sean Rad – eine Begegnung, die alles ändert. Der Spielfilm „Swiped“ zeichnet den Werdegang von Tinder-Mitbegründerin Wolfe nach, wie sie das Unternehmen wegen sexueller Belästigung verlässt und 2014 die feministische Dating-App Bumble gründet, die sie 2021 zur jüngsten Selfmade-Milliardärin macht.

„Swiped“ zeigt, wie Wolfe bei Tinder systematisch beiseitegedrängt wird, wie ihr schließlich die gescheiterte Beziehung zu einem Kollegen zum Verhängnis wird, wie sie gegen Misogynie und männliche Seilschaften nicht ankommt. Wie sie schließlich eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnet – und deswegen bis heute nicht selbst über ihre Erlebnisse sprechen darf. Dass es diesen Film gibt, ist eine feministische Auflehnung: Die Geschichte einer Frau, die zum Schweigen gebracht wurde, wird trotzdem erzählt.

Dabei beeindruckt die schauspielerische Leistung von Lily James: ihr einnehmender Enthusiasmus in der Tinder-Anfangsphase, die Verzweiflung nach dem Rauswurf, die Zuversicht beim Gründen von Bumble und ihr dann abgeklärtes Auftreten.

Allerdings blendet „Swiped“ die gesellschaftlichen Auswirkungen des Online-Datings komplett aus, folgt stattdessen der Standarddramaturgie von Aufstieg, Fall, Comeback, Happy End. So bleibt es trotz des Kontextes von toxisch-männlichen Machtstrukturen eine Geschichte in Disney-Manier, bei der Wolfe am Ende auch ihren feministischen Traummann findet – tatsächlich ganz klassisch in einer Bar.

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