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Filesharing und MusikdownloadsWindige Anwälte

Die Initiative „Don’t Fuck with Music“ setzt sich für die Urheberrechte von Musikern ein. Im Netz wird sie als Helferin von Abmahnanwälten kritisiert.

Umstrittener Entwurf: Ein neues Gesetz soll Verbraucher vor der Abmahnindustrie schützen Bild: dpa

Die Initiative „Don’t Fuck with Music“ hat am Mittwoch gemeinsam mit der Mädchenband „Tote Crackhuren im Kofferraum“ (TCHIK) vor dem Bundestag einen Flashmob veranstaltet. Das Bündnis will KünstlerInnen in der Debatte über die Reform des Urheberrechts eine Stimme geben, Unterstützer ist unter anderem auch Sven Regener.

Anlass ist das geplante „Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken“, das eine Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen nach Meinung des Bündnisses gerade erschwere. „Abmahnungen werden kompliziert“, sagt Dirk Wilberg von Community Promotion, der die Initiative gegründet hat. „Endlich hatten die Leute kapiert, dass Filesharing und Downloads einen Beigeschmack haben und nun spricht sich wieder rum, dass Missbrauch in Ordnung ist.“

Zentraler Streitpunkt des Gesetzentwurfes ist, dass die Abmahnungen bei Erstverstoß gegen das Urheberrecht auf einen Streitwert von 1.000 Euro beschränkt werden sollen – die Summe wird so pauschal niedrig festgelegt. Damit sinken die zu erhebenden Anwaltsgebühren automatisch auf höchstens 155,30 Euro. Das Gesetz soll Verbraucher vor einer Abmahnindustrie schützen.

„Ihr seid sowas von draußen"

Im Netz wurde Don’t Fuck With Music bereits vielfach angegangen, die Macher als Lobbyisten windiger Anwälte bezeichnet. Die Initiative soll eingeschüchtert werden. „Ihr seid sowas von draußen, niemand wird mehr eure Musik hören“, droht ein User auf Facebook. „Die Gegenseite argumentiert mit Halbwissen“, sagt Archi Alert, Manager der TCHIK. „Uns geht es um Grundsätzliches.“ Der Staat habe die Verantwortung für die Rechte von Musikern wahrzunehmen und könne nicht sagen: „Denkt euch selbst neue Geschäftsmodelle aus.“

Alert weist darauf hin, dass TCHIK etwa untersagt haben, Hörer wegen Filesharing mit ihrer Musik abzumahnen – jede Band könne das verfügen. „Es steht nicht in unserem Interesse, dass unseriöse Anwälte Geld mit Abmahnungen machen“, sagt Wilberg. Man wolle alternative Modelle diskutieren. Aber es sei ein Skandal, wenn Musiker Angst haben, ihre Meinung zu äußern. Eingriffe ins Urheberrecht und in das Gerichtskostengesetz (darunter fällt der Streitwert) sieht die Regierungskoalition als notwendig an: „Damit schieben wir dem ,Abmahn-Wahn‘ einen Riegel vor“, sagt Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU).

In einer Pressemitteilung des Justizministeriums wird man im Hinblick auf sogenannte Massenabmahnungen deutlicher: „Das geltende Urheberrecht hat seine Wirkung verfehlt!“ Es wird Zeit, um in einen seriöseren Dialog zu treten.

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15 Kommentare

 / 
  • F
    FranKee

    Das nächste Pseudo-Abmahndeckelungsgesetz wird auch nicht viel bringen (wieviel brachten die letzten?):

     

    101 Hintertüren, und: Sind es keine Anwalts-"Kosten" (wie die digitale Scharia betriebswirtschaftlich irreführenderweise ihre paralegalen Privatstrafen betitelt), dann sind es halt "Schaden"-ersatzforderungen:

     

    http://www.123recht.net/A__a136641.html

     

    Die willfährigsten Gerichte (Hallo LG Köln), gegen ja schliesslich davon aus, dass jeder einzelne, ahnungsfreie P2P-Hausfrau/Schüler die ganze Welt mit dem Album beglückt hat.

     

    GAR NICHTS ändert sich übrigens daran, dass man sich als gefühlter Abmahnerpresser unter 142 Landgerichten das willfährigste aussuchen kann.

    "Fliegender Gerichtsstand". Soviel zum Thema "amtlicher Richter" und "Recht auf ein faires Verfahren".

     

    Da geben sich Abmahn-Brigitte Zypries (SPD) und Abmahn-Leutheusser (FDP) herzlich wenig.

  • J
    John

    "Der Staat habe die Verantwortung für die Rechte von Musikern wahrzunehmen und könne nicht sagen: „Denkt euch selbst neue Geschäftsmodelle aus.“ "

     

    Doch, kann er! Wer will den hier Geld verdienen? Der Staat oder die Musiker? Ich kann auch nicht sagen, dass der Staat dafür verantwortlich ist, wenn mein Laden nicht läuft!

  • D
    Dave

    Archie saugt selbst!

  • IL
    inferno lang ist es her

    archie,wie passt das zusammen.dein mitwirken bei der terrorgruppe und die forderung nach mehr "staatlichem schutz".echt punkrock.chaostage 2.0 oder was

    die zeiten sind vorbei als ihr den kleinen deutschpunkern verarschen und das taschengeld rausleiern konntet.nebenbei gesagt seit "inferno"hast du nix interessantes hinbekommen,ok ausser kiz vielleicht.aber da bist du ja manager....

  • DR
    Dr. rer. nat. Wenk

    Von Lnken geklaute, "progressive" "Form", grottenrechter marktradikaler, krimineelle mittel sich selbst erlaubend, Inhalt - nicht gegen die regierung, sondern das volk.

     

    das das interrnet aus wissenscxhafftsnetz, wrauf seine effektivsre und beste nutzbarkeit zurückhgeht, und wirtschaft, die sich mit dem interndet ganz enorme kosten für personal unxdd vertrieb spart, sowie aus den ögffentlichen medienanstalten speist, ist die auch das "meta"recht - was veröffentlicht ist, ist auch öfffentlich benutzbar wie das, das, an sieht oder hört so fundamental,

    dass die inhaltlichen angriffe wirklich reaktionär sind.

    (aus die maus)

  • P
    Peter

    Liebe TAZ, habt ihr euch mal gefragt, wie sich diese angeblich kleine Initiative von Musikern eine Aktion wie das Versenden von gebrandeten MP3-Playern an alle Bundestagsabgeordnete leisten kann? Das dürfte mal locker einen fünfstelligen Betrag gekostet haben. Viel Geld für ein paar weniger bekannte Musiker.

     

    Astroturfing, ick hör die trapsen...

     

    Inhaltlich ist dieses "Wir Musiker für Abmahnanwälte" ziemlich unnötig und peinlich.

  • S
    SiriusLeaf

    Diese Initiative ist schon mit anderen Versuchen der Einflussnahme aufgefallen ... siehe:

     

    https://netzpolitik.org/2013/bizarres-astroturfing-abmahn-freunde-beschenken-bundestagsabgeordnete-mit-ipad-nachbau/

     

    ... kurz:

    TFWM schenkte jedem Abgeordnetem im Bundestag einen "I-Pod"-Nachbau..

  • P
    p4f

    Wer keinen Bock auf Punkrock-Business und Produzenten hat, bedient sich bei der DIY-Conspiracy:

    http://www.punk4free.org/

  • ED
    Echte DJane

    Das Problem mit Downloads besteht vor allem darin, daß sie soundmäßig der absolute Müll sind und eigentlich nur Vinyl anspricht, nur kommt natürlich keiner auf die Idee sich eine Platte zu kaufen, wenn er nach 2,3 mal gedudeltem Müll das Interesse verliert und deshalb ist es schlicht eine Frechheit für Downsloads Zaster zu verlangen. Zudem ist es eine ziemliche Sauerei wie hier die Vinylpreise künstlich hoch gehalten werden, meist wird das mit verteuerten Importen aus USA begründet und kackfrech auf Nichtimporte weitergereicht. Der neueste alte Trick sind 12"-Eps, die als Lps verscheuert werden.

  • A
    Aaron

    "Aber es sei ein Skandal, wenn Musiker Angst haben, ihre Meinung zu äußern"

    Wovor haben die denn Angst? Dass keiner mehr ihre Platten kauft?

    Das ist doch wohl eine Entscheidung der potentiellen Hörer_innen. Und wenn die sich entschließen, keine Musik mehr von Leuten zu kaufen, die ihre CDs für lockere 12,50 €(DtCiK) und 18,50 (Sven Regner) und sich lieber Platten (Ja, teures Vinyl, nicht billige CD) voll lässigen Undergroundbands kaufen, die meistens nicht mehr als n 10er kosten und oft sogar noch zusätzlich zum freien Download angeboten werden, dann können die Künstler, die ihre Meinungsfreiheit offensichtlich schon gerne freiwiliig durch eigene finazielle Interessen beschränken(warum haben sie sonst Angst, sich zu äußern?), da wohl auch nix machen. Angeschissen, wa? :-)

  • M
    martin

    "Der Staat [...] könne nicht sagen: 'Denkt euch selbst neue Geschäftsmodelle aus.'"

     

    Liebe Herren Möchtegern-Musikkapitalisten. Wenn ihr vom Staat bemuttert werden wollt, dann geht doch in die Sowjetunion! Ach, die hat es nicht ins 21. Jahrhundert geschafft? Egal, habt Ihr auch nicht. Passt also.

  • H
    HamburgerX

    Schluss mit diesem freiheitsberaubenden Quatsch der Musikindustrielobby. Millionen Deutsche sollen kriminalisiert werden, weil sie in einem Medium wie dem Internet, das auf Reproduzierbarkeit ausgelegt ist, von der Copy-Funktion Gebrauch machen. Ein Copy-Mausklick tut niemandem weh, nimmt niemandem etwas weg und ist menschlich nachvollziehbar. Theoretisch entgangene Gewinne durch privates Handeln sind keine Menschenrechtsverletzung.

     

    Wer heute mit Musik das große Geld verdienen will, soll gefälligst live auftreten und so eine 3D-Echtzeit-Real-Erlebnis bieten, das nicht kopierbar ist. Oder seine Inhalte kostenlos, aber werbefinanziert zugänglich machen.

  • N
    noname

    Das schlimme ist doch, das keine Partei denen etwas entgegenzusetzen hat. Außer natürlich die Piraten, die ich aber bei dem Personal, das sich dort in den letzten Monaten breitgemacht hat, nicht im Traum wählen würde.

  • K
    Klaus

    Die Initiative wird nicht nur als Helferin kritisiert, sie ist per se gar nichts anderes. (Mal abgesehen davon, dass die Musik der beteiligten Künstler überhaupt illegal runtergeladen wird.)

     

    Es steht weiterhin jedem Künstler frei, sein geltendes Recht gerichtlich einzuklagen, den weiterhin ist das anbieten von urheberrechtlich geschützten Dateien strafbar und schadenersatzpfichtig. Hier wird nur der vorgerichtlichen Abkassierei ein Riegel vorgeschoben. Und dafür ist der Wert m.E. immer noch zu hoch.

     

    Wenn ihr über sowas schreibt solltet ihr das ganze schon etwas kritischer beleuchten. Denn so schafft ihr dem ganzen nur einen Nachrichtenwert, den es gar nicht hat.

  • UZ
    und zu

    "Don't fuck with music!"

    "Kein Sex mit Musikern!"

     

    Dieses ganze Groupietum hatte eh was Antifeministisch-Sexistisches, dass mir eher wie Missbrauch vorkommt.

    Also Daumen rauf!