Fifa-Kongress in Katar: Sportkamerad Russland

Die Weltfußballverband präsentiert sich als politische Macht: Sportler werden sanktioniert, aber Kreml-nahe Funktionäre werden hofiert.

Fifa-Präsident Gianni IOnafantino überreicht Wladimir Puztin einen Fifa-Wimpel

Unpolitische Sportbegegnung: Fifa-Chef Gianni Infantino und Wladimir Putin während der WM 2028 Foto: Hassan Ammar/AP

Russland bleibt Vollmitglied der Fifa. So hat es der Weltfußballverband auf seiner Konferenz in Katar beschlossen. Genauer gesagt: Er hat nicht beschlossen, dass die fußballerische Vertretung dieser kriegsführenden Macht künftig wegbleiben muss.

Als sei gerade sonst nichts los in der Welt, ist die russische Delegation ganz normal nach Katar gereist, hat sich vor dem Konferenzzentrum die dort inmitten der vielen anderen Fahnen wehende russische Staatsflagge angeschaut, und die Begründung, warum man Russland nicht ausschließen solle, hat praktischerweise Alexej Sorokin vorgetragen, der Organisationschef der WM 2018 und früheres Mitglied des Fifa-Councils. „Der russische Verband hat gegen nichts verstoßen“, hatte Sorokin schon vorab verkündet.

Ja, klar, und das gilt ja wohl auch für die russischen Nationalmannschaften und die russischen Klubteams. Dabei sind diese derzeit sehr wohl suspendiert. Vermutlich, weil Fußballer bestrafen so eine schöne Symbolhandlung ist, die überall bemerkt wird, aber Sportfunktionäre aus ihrem natürlichen Habitat zwischen Luxushotels und Frühstücksbüffets zu vertreiben, das ginge dann doch zu weit.

Man kann aber nicht sagen, dass die Fifa nichts entscheiden würde. Nein, der Weltfußballverband hat weitreichende sportpolitische Beschlüsse gefällt, zum Beispiel: Die Fußballverbände von Kenia, Pakistan und Simbabwe bleiben suspendiert.

Putin regiert nicht in den Fußball hinein

Weil sie einen Staat repräsentieren, der gerade einen Angriffskrieg führt? Nein, aus Fifa-Sicht ist da Schlimmeres passiert.

Die Fifa geht nur gegen Kenia, Pakistan und Simbabwe vor. Denn da hat sich die Politik unfairerweise in den Fußball eingemischt

In Kenia hatte das Sportministerium verfügt, den Fußballverband aufzulösen, weil der damalige – und mittlerweile zurückgetretene – Präsident Nick Mwendwa wegen mehrfachen Betrugs angeklagt worden war.

In Simbabwe sind es gleich vier hohe Funktionäre des Fußballverbandes, Präsident Felton Kamambo gehört dazu, die sich vor Gericht verantworten müssen: Vermutlich wurden staatliche Gelder, die an den Verband gingen, veruntreut. Daher wurde auch in Simbabwe der Fußballverband aufgelöst.

Und in Pakistan führten verbandsinterne Machtkämpfe dazu, dass der bisherige Fußballchef durch einen anderen ersetzt wurde. Einen, den die Fifa weniger mag als seinen Vorgänger.

In allen drei Fällen bedeutet das: „unzulässige Beeinflussung durch einen Dritten“, etwas verständlicher formuliert: Einmischung fußballfremder, meist politischer Kräfte in den schönen, und unpolitischen Sport, dessen Reinheit die Fifa bewacht.

Man mag ja Wladimir Putin und der aktuellen russischen politischen Führung viel vorwerfen, aber dass sie sich in einem Sinne, den die Fifa tadelig fände, in den Fußball einmische, nein, so schlimm ist Moskau nicht!

Nicht anwesend auf der Konferenz in Katar sind übrigens Delegierte des Fifa-Mitglieds Ukraine. Immerhin eine Art, nennen wir es: Grußvideo wurde den Delegierten vorgespielt. Ukraines Verbandspräsident Andrij Pawelko stand in einer Schutzweste auf einem öffentlichen Platz und berichtete von Fußballern, die im Krieg getötet wurden.

Dass Bomben, Schüsse und Raketen auf Fußballer etwas mit Politik zu tun haben könnten und dass die Fifa da irgendetwas machen sollte, das darf nun aber niemand ernsthaft behaupten.

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