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Fifa Die Nummer zwei des Weltverbands, Generalsekretär Jérôme Valcke, wird nach Vorwürfen einer Sportagentur gefeuert – jetzt droht Sepp Blatter noch mehr UngemachEinfaches Ticket, ohne Rückkehr

von Jens Uthoff

Was am Donnerstagmorgen mit einem Pressetermin der Schweizer Agentur JB Sports Marketing begann, könnte mit der endgültigen Erosion der Spitze des Fußball-Weltverbands Fifa enden. Erstes Opfer nach einem ereignisreichen Tag war Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke, der am selben Abend von der Fifa entlassen wurde. Die Agentur – Ticket-Kooperationspartner der Fifa – hatte Dokumente vorgelegt, die belegen sollen, wie sich Valcke, Vertrauter von Sepp Blatter und zweitstärkster Mann des Verbands, an Ticketverkäufen für die Weltmeisterschaften zwischen 2012 und 2022 eine Gewinnbeteiligung zugesichert habe. Zudem soll Valcke gegenüber der Firma bereits vor der Vergabe der WM 2022 an Katar davon gesprochen haben, dass das Scheichland den Zuschlag in der Tasche habe.

Für Jérôme Valcke, der über seinen Anwalt mitteilen ließ, die Vorwürfe seien „frei erfunden“ und „ungeheuerlich“, ist es bereits die zweite Entlassung beim Verband – der stets geschäftsfreudige Franzose war 2003 zur Fifa gekommen, Ende 2006 wurde er geschasst. Es ging um illegale Sponsorenverhandlungen, die der Fifa 100 Millionen Dollar Strafe einbrachten. Blatter selbst stellte den heute 54-Jährigen nur ein halbes Jahr später wieder ein: „Starke Leute holt man zurück“, sagte der Fifa-Chef damals zum überraschenden Comeback Valckes.

Mag aber auch sein, dass Valcke seinerzeit einfach der Mann war, der zu viel wusste – und der nah bei der Fifa bleiben sollte. Der jetzige Vorstoß der Sportmarketingagentur könnte jedenfalls auch Blatter selbst, der eigentlich seinen Rückzug für Anfang 2016 angekündigt hat, gefährlich werden. Benny Alon, Geschäftsfüher von JB Sports Marketing, erneuerte die 2005 bereits – unter Eid ausgesprochenen – Vorwürfe gegen den Fifa-Patriarchen: Für Blatter selbst sollen im Zuge der Ticketvergabe für die WM 2006 in Deutschland 2 Millionen Euro Schmiergeld vorgesehen gewesen sein. Alon war damals Mit-Geschäftsführer der Agentur International Sports and Entertainment (ISE), die recht schnell und geräuschlos den Zuschlag für die Hospitality-Rechte während des Turniers in Deutschland erhalten hatte. Dessen damaliger Geschäftspartner, der Sportindustrie-Mogul Haruyuki Takahashi, soll die Bereitstellung dieser „persönlichen Gratifikation für Joseph Blatter“ erbeten haben.

Es wird spannend, was die Journalisten, denen Alon bei dem Termin USB-Sticks, Ticketverträge, E-Mails, Listen und Scans überreichte, ans Tageslicht bringen werden. Noch interessanter wird es, wie die Schweizer Bundesanwaltschaft und die derzeit gegen die Fifa ermittelnde US-Staatsanwaltschaft sich verhalten werden. Justizministerin Loretta Lynch hatte zuvor bereits erklärt, sie erwarte „eine nächste Runde von Festnahmen“.

Die Motive der Schweizer Agentur, warum sie die Anschuldigungen erst jetzt vorbringt, sind hingegen nicht ganz klar. Bei dem Pressetermin sagte Alon laut Zürcher Tages-Anzeiger lediglich, man müsse jetzt an die Öffentlichkeit gehen, weil man bei der WM 2014 nicht „die Tickets hätte verkaufen können, die ihnen zugesichert worden seien“. Es wird zu klären sein, inwieweit es ein Rachefeldzug von Alon ist, ob er selbst in Bedrängnis kommt und ob die Belege vollständig und authentisch sind. Seine Firma hat seit Jahren Rechtsstreitigkeiten mit der Fifa.

Es wird spannend, was man in den USB-Sticks, Ticket­verträgen, E-Mails und Scans nun findet

Wenn die Unterlagen aber die Vorwürfe eindeutig bestätigen, dürfte zumindest die Schweizer Bundesanwaltschaft tätig werden. Auffällig ist, dass Valcke, der bei der Fifa inzwischen von Stellvertreter Markus Kattner ersetzt worden ist, immer direkt als Verhandlungspartner in den Ticketfragen aufgetreten sein soll – dabei hat die Fifa mit Match Ticket eine Exklusivagentur, die diese Deals abwickelt.

Die Korruptionsvorwürfe betreffen insbesondere 2.400 Erste-Klasse-Tickets für die WM in Brasilien, an deren Gewinn Valcke 50 Prozent Beteiligung eingefordert habe. Die Geldkoffer, so demonstrierte Alon in Zürich, hätten bereits bereitgestanden. Dessen erste Reaktion, als die Firma ihn nach besseren WM-Tickets gefragt habe, sei gewesen: „Wenn ich das mache, was ist für mich drin?“

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