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■ Mit Managern auf du und duFern der Masse Mensch

Hamburg (taz) – Deutsche Unternehmen schwören auf festgeschweißte Hierarchien. Weiterhin bilden Meister und Abteilungsleiter, Geschäftsführer und Direktoren das organisatorische Rückgrat der meisten Betriebe. Dabei predigt jede moderne Managertheorie – vom „Reengineering“ bis zum „Benchmarking“ – das Prinzip Selbstverantwortung: Jede Abteilung, jeder „liebe Mitarbeiter“ habe selbst für den Profit im eigenen Bereich zu sorgen.

Das „Prinzip Selbstverantwortung“ brachte den Lohnabhängigen weiter unten in der Hierarchie vor allem Rationalisierung und Arbeitsverdichtung ein. Vor Jahren erklärte Siemens: „Wir schaffen die Direktoren ab!“ Aber die Hierarchie lebt auch ohne diese weiter, um eine oder zwei Ebenen verdünnt.

Inzwischen hat sich die Arbeitswelt weiter polarisiert. Den selbstverantwortlichen Angestellten, den Nutznießern der menschenfreundlicheren Managertheorien, stehen immer mehr Sozialdumping-Opfer in der Arbeitswelt an der Seite. Die Rücksichtslosigkeit gegenüber den Opfern – wie jetzt bei der Reisebank AG – mag auch an der sozialen Herkunft der Manager liegen. Ihre Kreise ziehen sie weitab vom Leben der Masse Mensch.

Als Max Kruk von der FAZ vor 25 Jahren die soziale Herkunft deutscher Unternehmer und Manager untersuchte, kam er zu einem überraschenden Ergebnis: Fast die Hälfte kam aus den Schichten unterhalb der sozialen Mitte. Heute kommen zwei Drittel der Unternehmensleiter nun wieder wie früher aus der Oberschicht. Das ist eine wesentlich höhere Quote als bei den anderen, nichtökonomischen Eliten unseres Landes. Deren Oberschichten-Anteil liegt im Schnitt bei 50 Prozent. Hermannus Pfeiffer

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