Ferienbeginn am BER: Überraschung am Pannenflughafen
Am ersten Ferientag blieb das Chaos am Großflughafen BER aus. Aber das wird sich vermutlich bald ändern- spätestens am Wochenende.
Unter den Fahrgästen, die mit Rollkoffern einsteigen, sind drei Frauen aus Braunschweig. Der Tag ist noch jung, ihr Flug nach San Antonio auf Ibiza geht erst um 14 Uhr. Vier Stunden zu früh werden sie am Flughafen sein. „Wir gehen auf Nummer sicher“, sagt eine der drei, die ihre Haare an den Seiten kurzgeschoren trägt.
Seit Tagen wird auf allen Nachrichtenkanälen vom Chaos auf den deutschen Flughäfen berichtet: Flüge gestrichen, lange Warteschlangen, das Gepäck stapelt sich, Mitarbeiter am Limit – und das in der Hauptreisezeit. Sogar im Bundestag war das Chaos am Donnerstag Thema.
Im Vorfeld der Sitzung hatte die Bundesregierung rasche Regelungen zugesagt, damit Betreiber der Flughäfen und Bodenverkehrsdienstleister vorübergehend leichter Personal – vor allem aus der Türkei – anheuern können. Das soll helfen, die Personalprobleme zu lindern, die zum Ärger vieler Passagiere immer wieder zu Verspätungen und Flugausfällen führen. Gerechnet wird mit dem Einsatz der Neuen allerdings erst im September. Da ist die Hauptreisezeit vorbei.
Kaum Pulkbildung
Am Vormittag dieses ersten Ferientags in Berlin ist der Zug zum BER nur mäßig frequentiert. Doch bei der Ankunft im Souterrain wird es eng auf der Rolltreppe; im Obergeschoss entspannt sich die Lage aber sogleich wieder. Die Check-in-Terminals von Easy Jet, Lufthansa, Swiss Air und Norwegian Airline, wo man sich selbst einbuchen kann, sind frei zugänglich, nirgendwo gibt es Warteschlangen. Einzig an den Bagdrop-Schaltern von British Airways kommt es zu Gedränge und Pulkbildung.
Auch andere Passagiere, die wie die Braunschweigerinnen deutliche längere Wartezeiten als üblich einkalkuliert hatten, sind überrascht: Ausgerechnet am Pannenflughafen BER verläuft die Abfertigung weitestgehend reibungsfrei. Wer hätte das gedacht?
„Am Wochenende werden 80.000 Passagiere erwartet“, erzählt ein Sicherheitsmann, der in gelber Weste mit einer Kollegin durch die Hauptgebäude flaniert. „Aber da habe ich frei“, sagt er und lacht.
Frust am Personal ausgelassen
Ein Lufthansa-Flug nach Frankfurt indes wurde am frühen Donnerstagmorgen gestrichen. Ein taz-Kollege, der zeitgleich einen anderen Flieger bestieg, berichtet am Telefon, dass viele Leute deshalb ihre Anschlussflüge verpasst haben. Der Ärger sei groß gewesen. Security-Leute haben dem Kollegen in der Sicherheitsschleuse erzählt, dass auch andere Flüge immer mal wieder ausfallen. Der Frust werde dann am Personal ausgelassen.
Noch aber ist auf dem Flughafen alles entspannt. Väter tragen Sonnenhüte, Kinder liegen mit Kopfhörern auf dem Boden und tippen auf Tablets herum. Auf der Terrasse, die einen weiten Blick auf das Flugfeld freigibt, riecht es nach Kerosin. Ein typischer Geruch, den man mit Fernreise und Abenteuer verbindet. Drei Maschinen stehen auf der Startbahn in Warteposition, die an der Spitze dreht die Turbinen auf und rollt los. Es nieselt. Jetzt, einmal da, würde man am liebsten auch abheben.
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