Felix Lee über das schwächeln des Wirtschaftswachstums in China: Trump ist das größere Problem
Au weia! Chinas Wirtschaft soll 2017 nur noch um 6,5 Prozent wachsen. Das ist der niedrigste Wert seit 26 Jahren. Und schlimmer noch: Die chinesische Führung scheint dieses geringere Wachstum bewusst in Kauf zu nehmen. Was ist los mit dem einstigen Wirtschaftswunderland, das die Welt zwei Jahrzehnte lang fast durchgehend mit zweitstelligen Wachstumsraten verwöhnte?
Ja, die chinesische Führung nimmt ein immer geringeres Wachstum in Kauf. Das ist aber nicht schlimm. Sollte sie dieses selbst gesteckte Ziel für 2017 erreichen, bleibt China dennoch eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.
Außerdem: Sosehr die Wachstumsrate für Ökonomen das Maß aller Dinge zu sein scheint – ein Plus von 6,5 Prozent im Jahr 2017 bedeutet in absoluten Zahlen immer noch einen höheren Zuwachs an Waren und Dienstleistungen als 2014. Damals wuchs Chinas Wirtschaft um 7,3 Prozent.
Nicht auszudenken, was es für alle bedeuten würde, würde die chinesische Wirtschaft prozentual weiterhin zweistellig wachsen. Chinas ohnehin schon geschundene Umwelt würde unter noch mehr qualmenden Fabrikschornsteinen leiden. Der Rest der Welt wiederum würde geradezu überschwemmt werden von Waren aus Fernost. Schon jetzt leidet die Stahlbranche weltweit unter den chinesischen Überkapazitäten.
Das größte Problem der chinesischen Wirtschaft ist die weltweit zunehmende politische Unsicherheit. Vor allem Donald Trump könnte China zusetzen. Er hatte im Wahlkampf seinen Anhängern versprochen, die Einfuhrzölle auf chinesische Waren auf 40 Prozent anzuheben, damit amerikanische Unternehmen wieder verstärkt im eigenen Land produzieren. Sollte er diese Drohung wahr machen, wären auf einen Schlag nicht nur Millionen Jobs in China in Gefahr, sondern übrigens auch Hunderttausende in Deutschland: China ist inzwischen der größte Abnehmer deutscher Produkte.
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