piwik no script img

■ KommentarFeiges Feigenblatt

Der frische rot-grüne Wind, der durch Altona weht, ist geradezu überwältigend: der GALische Olaf Wuttke hat erreicht, daß nur 850 zusätzliche Kinoplätze gebaut werden, obwohl die SPD doch 850 wollte. Wer will der koalierenden GAL da Einknicken vorwerfen? Knallhart wurde in zähen Verhandlungen ein Kompromiß mit der Quersumme Null ausgehandelt.

Das Sahnehäubchen dieser beeindruckenden Ergebnisse Wuttkescher Verhandlungskunst kommt als grünes Feigenblatt und völlig überraschend daher: ein Verkehrskonzept. Bravo! Mit ein paar Umleitungen, Tiefgaragen und verkehrsberuhigten Zonen werden die 500.000 zusätzlichen Auto-BesucherInnen, die pro Jahr über Ottensen herfallen werden, ganz entschieden weniger stinken. Auch einer Umwälzung der bestehenden Gastronomie- und Sozialstruktur wird damit mächtig entgegengewirkt.

Mit soviel Bewegung im Stadtteil – kann man es nicht fast dynamische Postmoderne nennen? – ist es nicht verwunderlich, daß auch die Politik in fließende Unordnung gerät. Während die GAL mit realpolitischem Augenmaß brilliert (Kann denn Kino Sünde sein?), wildert das realpolitisch betroffene SPD-Gespann Zuckerer & Sachs (Autos sind Opium fürs Volk) im Revier der grünen Öko-Fundis.

Die Genossen hätten den Konflikt um die Kino-Expansion mit angeschlossenem Verkehrserlebnispark sicher auch ohne grünes Imponiergehabe hinbekommen. Daß so manchem nun das Wort „Statt Partei“ herausrutscht, obwohl er „GAL“ sagen wollte, ist keine böse Absicht in diesen politisch verwirrten Zeiten. Silke Mertins

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen