Feierstunde im Brandenburger Landtag: Deftig in Potsdam
Die Debatte um die Energieversorgung lässt die Feierstunde im Landtag mit Verspätung beginnen. Dann endlich geht es um die Wurst – unseren Autor freut's.
Denn als die Einladung rausging, war nicht so glasklar, dass an diesem Mittwoch die Debatte um die ostdeutsche Energieversorgung und die Raffinerie in Schwedt den Ablauf der Plenarsitzung so sehr nach hinten raus ziehen würde. Immerhin war schon um 11 Uhr Beginn, das müsste doch bis 19 Uhr machbar sein. Das war jedenfalls die Hoffnung.
Es kommt anders, und so muss Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke noch um 40 Minuten Geduld bitten – ihre 87 Kolleginnen und Kollegen debattieren noch und es sei eben um Schwedt gegangen. „Alle gegen die Grünen“, beschreibt deren Fraktionschefin Fraktionschefin Petra Butke später gegenüber der taz die Diskussionsfront.
Schließlich ist doch mal Schluss, und man steht bei immer noch gut über 20 Grad zusammen beim ersten großen Empfang dieser Art seit Vor-Corona-Zeiten – und genießt das merklich. Liedtke, Ministerpräsident Dietmar Woidke und der Sparkassenchef reden, und in der allgemeinen Entspannung lassen auch alle ohne Zwischenruf über sich ergehen, dass die Lautsprecheranlage viele der bestimmt guten Rede-Gedanken schluckt.
Moment: Sparkassenchef? Als Co-Gastgeber des Abends? Wo in Berlin gleich wieder Geschrei wegen „Kommerz“ und sich Gemein-machen-mit-den-Bankern gewesen wäre, ist das im nur 30 Kilometer von Berlin-Mitte entfernten Potsdam anders. Denn, soviel ist von Woidkes Rede trotz suboptimaler Lautsprecher doch zu verstehen, die Sparkassen seien es gewesen, die finanziell klammen Unternehmen gerade in den 90ern weiter geholfen und damit viele Arbeitsplätze in der Region gesichert hätten.
Drei fulminante Haydn-Sätze
Das Preußische Kammerorchster aus der Uckermark sorgt dann noch für drei fulminante Haydn-Sätze, die leider zu wenig Beachtung finden. Da hilft auch nicht, dass Präsidentin Liedtke – immerhin langjährige Chefin der Musikakademie Rheinsberg – angemahnt hat, wer schwatzen wolle, möge das doch bitte am anderen Ende des Innenhofs tun.
Die Frau des Bundeskanzlers, zuhause laut einschlägigen Medienberichten gleich gegenüber vom Landtag, ist auch dabei und schnell umringt. Wobei diese Einordnung natürlich furchtbar ungerecht ist. Denn Britta Ernst hat ja als SPD-Politikerin und brandenburgische – und zuvor auch auch schleswig-holsteinische – Bildungsministerin ein überaus respektables politisches Eigenleben.
Abschließen ließe sich diese abendliche Betrachtung mit einem Blick auf den Teller von Umwelt- und Landwirtschaftsminister Axel Vogel von den Grünen – die ja in Berlin bei Parteitreffen und Klausuren ganz vegetarisch-vegan daher kommen. In Landtagsinnenhof hingegen gibt es hingegen deftig vom Grill und dazu mehr zur Dekoration ein bisschen Halloumi und ein paar Kartoffeln am Buffet. Was macht also der Brandenburger Grünen-Minister? Der lässt sich … nein, halt, wir sind ja die taz und nicht irgendein People-Magazin.
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