piwik no script img

Fehldiagnose

■ betr.: „Das Rau-Syndrom“, taz vom 12.11. 96

Historische Vergleiche „hinken“ meist. Geradezu falsch ist aber der Vergleich zwischen dem Verhalten der SPD bei der Wahl des Bundespräsidenten im Jahre 1994 und bei der gerade zurückliegenden Wahl zum Stuttgarter Oberbürgermeister. Die Möglichkeit eines Verzichts von Johannes Rau auf eine Kandidatur zugunsten von Frau Dr. Hamm-Brücher bestand damals überhaupt nicht – auch wenn Peter Glotz, auf den sich der Autor stützt, in seinem Tagebuch eine andere Wahrnehmung nachträgt.

Statt einer detaillierten Darstellung der damaligen Absprachen und Kontakte verweise ich auf ein Zitat aus Hildegard Hamm-Brüchers jüngst erschienener Biographie „Freiheit ist mehr als ein Wort“. Sie schreibt dort über die Sitzung der FDP-Fraktion vor dem dritten Wahlgang: „Der Verzicht auf meine Kandidatur wurde knallhart ,durchgezogen‘.“ Die authentische Aussage sollte genügen, um einer Legendenbildung oder gar der Fehldiagnose eines „Rau- Syndroms“ vorzubeugen.

Übrigens – auch das schreibt Frau Hamm-Brücher –: „Als ,Wahlfrau‘ votierte ich im dritten Wahlgang für den SPD-Kandidaten Johannes Rau.“ Wolfgang Lieb, Regierungs-

sprecher des Ministerpräsiden-

ten des Landes NRW

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen