piwik no script img

Fast Freiwillige

■ Kindergeburtstag mit Anzüglichkeiten: die Shenanigan Brothers im Schmidt

Knallgrüne Pluderhosen, weiße Unterhemden, Hosenträger und ein Schlapphut. Ein wenig erinnerte das Outfit von Patrick Duffy – stämmig und glatzköpfig – und John Hudson – schlaksig und langhaarig – an Kindertheater und mehr oder weniger pädagogische Einlagen in der deutschen Version der Sesamstraße, nur gab es hier selbstredend kein Lernziel. Und auch die Darbietung der Shenigan Brothers aus Neuseeland, die Kiwi Comedy Show, entbehrt nicht eines Hauchs von Kindergeburtstagshumor, wenn man von den diversen Schmidt-üblichen Anzüglichkeiten absieht.

Großen Raum in der etwa zweistündigen Show nehmen Mitmachelemente ein: Da werden Stichworte aus dem Publikum gesammelt oder Gegenstände von einem fast Freiwilligen aus einer Plastiktüte gezogen, zu denen die „Brothers“ dann eine improvisierte Geschichte halb erzählen, halb spielen. Oder Duffy blättert in den Gelben Seiten, das Publikum stoppt ihn irgendwo, und die beiden basteln spontan eine Szene zu dem Gewerbe, das gerade aufgeschlagen ist. Einige der so entstandenen Stories münden in hübschen Wahnwitz, so wenn ein harmloser Busfahrer nach Kuba entführt wird und in der Bar eines dreiköpfigen Weltraumwesens endet. Wirklich lustig ist auch, wenn Duffy und Hudson einen Zaubertrick in Slow Motion vorführen.

Oft wird der Humor der beiden aber ein bißchen arg infantil, zum Beispiel bei der Veralberung eines „Maori-Tanzes“. Auch ist es so eine Sache, wenn inmitten ansonsten betont heterosexueller Humorigkeit Analverkehr unter Männern simuliert wird. Bei allem postmodernen „anything goes“ stellt sich an solchen Stellen die Frage, ob hier über Sex allgemein oder eben doch über Schwule gelacht wird. Aber vielleicht störte auch nur der Umstand, daß sich dies vor einem überwiegend bieder-schenkelklopfenden Hetenpublikum abspielte. Dieses fühlte sich offenbar bestens bedient; jedenfalls machte es alles begeistert mit und spendete freigebig Applaus.

Jakob Michelsen

noch heute, 20 Uhr, Schmidt Theater

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen