Fashion-Guide zu Öko-Mode: „Fair heißt nicht Sackleinen“
Wer sagt denn, dass ökologisch und menschenwürdig hergestellte Klamotten scheiße aussehen müssen? Gisela Burckhardt von Femnet über Öko-Mode.
taz: Frau Burckhardt, in Ihrer Arbeit und Ihren Büchern wenden Sie sich gegen Fast Fashion – und nun machen Sie ein Modeheft?
Gisela Burckhardt: Mit unserem „Fair Fashion Guide“ wollen wir nicht für den schnellen Konsum von Kleidung werben, logisch. Wir wollen vor allem Frauen ansprechen, die sich für Fashion interessieren und viel konsumieren.
Ihnen wollen wir zeigen, dass man nicht ständig bei H&M oder Primark billige Klamotten kaufen muss, um sich gut anzuziehen. Man kann schick sein und fair kaufen, wenn man die richtigen Siegel kennt. Aber man muss nicht immer was Neues kaufen, es gibt auch Tauschbörsen und Secondhand-Läden.
Wenn Sie den Markt für faire Mode ankurbeln wollen – tappen Sie dann nicht in die gleiche Falle wie die Biolebensmittel? Seit dort der Markt immer größer wird, kämpft die Branche mit schwarzen Schafen, Importware lässt sich kaum kontrollieren.
Das ist doch gar nicht das Problem im Kleidungsbereich. Wir müssen hier aus der winzig kleinen Nische herauskommen. Noch immer wird ökologisch und fair produzierte Mode mit Sackleinen gleichgesetzt. Dass das längst nicht mehr stimmt, das wollten wir mit unserem Heft mal deutlich machen.
Faire Mode hat nur dann eine Chance, wenn sie schick und in ist. Außerdem ist faire Mode nicht teuer im Vergleich zu Markenware wie Hugo Boss oder Puma. Ein faires T-Shirt gibt es ab zehn Euro. Natürlich ist es nicht so billig wie bei Primark, es wird dafür aber fair hergestellt.
ist Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation Femnet. Den Guide hat sie mit Friederike von Wedel-Parlow und Nicole Hardt entwickelt.
Den Fashion Guide kann man bei Ihnen bestellen. Damit erreichen Sie nur wieder die, die sich ohnehin schon für faire Mode interessieren?
Natürlich nutzen wir die Vertriebskanäle, die wir schon haben, aber wir gehen auch neue Wege. Das Heft geht an Lesezirkel, es wird also in Arztpraxen ausliegen, vor allem in ländlichen Regionen in den Flächenländern und einigen Städten wie Hamburg und München. Vorgestellt haben wir den Guide in Berlin, da sind 500 Leute gekommen, viel mehr als erwartet. Es waren ganz viele junge Leute da, darunter viele Modebloggerinnen.
Wir sprechen ganz neue Zielgruppen an. Wir selbst gehen auch über soziale Medien, Instagram, Facebook, außerdem haben wir die Website fairfashionguide.de gelauncht. Auch wir wollen raus aus der Nische, hin zum breiten Publikum.
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