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Familie Schalcks neue Geschäfte mit der GmbH

■ Mit GUSIMEX frische Brötchen verdienen / Frau Schalck als Geschäftsführerin

Berlin (taz) — Das Ehepaar Schalck-Golodkowski, vormals zuständig für die konspirative Beschaffung von Devisen und Luxusplunder aus dem Westen für die SED-Bosse, seit der Wende durch Kredite befreundeter Großmetzger am Tegernsee ausgehalten, will seine Brötchen wieder selbst verdienen. Sie wollen im Ostgeschäft mitmischen und eine Firma haben sie auch schon: Die GUSIMEX.

Den Firmenzweck umreißt der Eintrag im Münchner Handelsregister recht schwammig: „Handel mit Waren aller Art“. Betrieben werden soll der Allerweltshandel „in Osteuropa, insbesondere mit Rußland, der GUS und der Ukraine.“ Im Osten kennen sich die Schalcks halt aus.

Warum auch nicht! Ist ja weder verboten noch moralisch verwerflich, eine Firma zu gründen und Geschäfte zu machen. Stutzig macht allein die umständliche Installation der neuen Schalck- Firma. Nicht Schalcks selbst haben die Firma gegründet, sondern die Immobilienhändlerin Brigitte von Schiber aus Bad Wiessee und die Rechtsanwältin Eva Röver trabten vor den Notar. Am 14. August letzten Jahres wurde die neue GmbH unter Nummer HRB 99807 im Handelsregister München eingetragen. Ein gutes halbes Jahr später übertrugen dann die beiden Firmengründerinnen ihre Gesellschaftsanteile auf Sigrid Schalck- Golodkowski, die seit 2. März 1993 auch als alleinige Geschäftsführerin fungiert.

Wer mit der Gusimex ins Geschäft kommen will, hat's schwer. Das Telefonbuch verzeichnet keine GUSIMEX. Am Klosterjägerweg 5 in Bad Wiessee, der offiziellen Firmenadresse, findet sich statt dessen die Firma BSJ Immobilienhandelsgesellschaft. Deren Telefonnummer ist identisch mit derjenigen der GUSIMEX-Mitgründerin Brigitte von Schiber. Leider wird dort telefonische Neugierde über Wochen nur mit dem Pfeifton eines Fax-Gerätes quittiert. Und Eva Röver geht in Rottach-Egern zwar ans Telefon, will aber „überhaupt keine Angaben“ zu GUSIMEX machen.

Warum die Geheimnistuerei? Sitzt dem Schalck noch immer die Stasi-Sozialisation im Nacken oder ist der Hang zur Konspiration bei Sigrid und Alex genetisch programmiert? Früh im Bilde über Schalcks geschäftliche Ost-Pläne muß jedenfalls der Bundesnachrichtendienst gewesen sein. Im August 1991, als sich der eben eingesetzte Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestages mit dem Kanzleramt um die Herausgabe der BND-Unterlagen über Schalck zankte, pochte BND-Chef Konrad Porzner (SPD) auf strikte Geheimhaltung. „Es kann nicht ausgeschlossen werden“, warnte der BND-Chef damals, „daß Herr Schalck-Golodkowski die Beratungen im Ausschuß als Bruch dieser Zusage empfindet und zum Anlaß nimmt, rechtliche Schritte gegen den Dienst einzuleiten, um u. A. Regressforderungen, z.B. wegen Beeinträchtigung seiner zukünftigen Geschäftsbeziehungen zur Sowjetunion, einzuklagen.“

Über GUSIMEX können die Parlamentarier die Schalcks bald direkt befragen: Am kommenden Dienstag muß „Big Alex“ vor dem bayerischen, im Juni seine Frau Sigrid vor dem bundestäglichen Untersuchungsausschuß antreten. Thomas Scheuer

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