"Fall Maddie" wird eingestellt: Ein Abschluss ohne Ende
Gesucht und nicht gefunden: Der "Fall Maddie" soll eingestellt werden. Ein fälschlich Verdächtiger wird entschädigt. Doch die Eltern der Vermissten wollen nicht aufgeben.
Der Fall der verschwundenen Madeleine McCann steht offenbar vor dem Ende. Der portugiesische Generalstaatsanwalt Fernando Pinto Monteiro sagte dazu: "Im Maddie-Fall wird es eine Lösung geben, und am Montag wird man davon hören." Die portugiesischen Medien spekulieren, dass die Untersuchungen nach 14 Monaten ergebnislos eingestellt und die Eltern als unverdächtig eingestuft werden.
Madeleine war am 3. Mai vorigen Jahres, wenige Tage vor ihrem vierten Geburtstag aus der Ferienwohnung im portugiesischen Urlaubsort Praia da Luz verschwunden, während ihre Eltern in einem nahe gelegenen Restaurant zu Abend aßen. Die Polizei erklärte die Eltern im September formal zu Tatverdächtigen. Sie hegte die Vermutung, dass Madeleine durch einen Unfall, etwa eine Überdosis eines Schlafmittels, ums Leben gekommen ist und die Eltern das vertuschen wollen, weil sie sonst ihre Approbation verlieren würden: Kate und Gerry McCann, beide 40, sind Ärzte.
Seit Madeleines Verschwinden verging kaum ein Tag, an dem die britischen Zeitungen nicht über den Fall berichteten. Vor allem ein Verdächtiger wurde medial an den Pranger gestellt: Robert Murat, der als Immobilienmakler in Portugal arbeitete, wurde von der britischen Presse in mehr als hundert Artikeln als "pädophiler Entführer" dargestellt. Dagegen klagte er und bekam am Mittwoch recht. Elf Boulevardzeitungen gaben zu, dass ihre Berichte über Murat komplett unwahr gewesen seien. Murat erhält Schmerzensgeld von mehr als 600.000 Pfund. Seine Freunde Michaela Walczuch und Sergey Malinka, die von den Blättern der Komplizenschaft bezichtigt wurden, bekommen ebenfalls sechsstellige Summen.
Die für Montag angekündigten Erklärung der portugiesischen Beamten kommt für die McCanns überraschend. Ein Sprecher der Familie sagte, dass sie von den portugiesischen Behörden bisher nicht darüber informiert worden seien, zu welcher Entscheidung die Staatsanwaltschaft gekommen ist, und sich deshalb noch nicht äußern können. Die Suche nach ihrer Tochter wollen sie aber nicht einstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!