Fair gehandelte Produkte: 30-Euro-Marke gerissen
Fairtrade-Anbieter haben im Jahr 2023 ihren Umsatz erhöht. Und das obwohl sie insgesamt weniger der fair gehandelten Waren verkauft haben.
Fairtrade ist eine Organisation, die nicht selbst Produkte verkauft, sondern gegen Gebühren ein Siegel für fairen Handel vergibt. 2022 lagen die Ausgaben für Waren mit diesem Siegel pro Kopf noch bei 28 Euro, 2021 bei 25 Euro. Allerdings geht die Steigerung des Umsatzes auch auf die Inflation zurück, sagte Matthias Lehnert, Aufsichtsratsvorsitzender von Fairtrade, vor Journalist:innen.
Im vergangenen Jahr hat sich der Umsatz mit fair gehandelten Produkten insgesamt um 8,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro erhöht. Der Verkauf von fair gehandelten Produkten ist dagegen zurückgegangen. Bei Gewürzen fiel der Absatz um 58,1 Prozent, bei Reis um 14,4 Prozent. Der Verkauf von fair gehandeltem Kaffee sank um 3,6 Prozent, der von Bananen um drei Prozent.
Inflation beeinflusst Kaufentscheidungen
Auch bei Fairtrade-Produkten macht sich bemerkbar, dass der Preis aufgrund der Inflation bei vielen Kaufentscheidungen eine große Rolle spielt, erklärte Detlev Grimmelt, Vorstand Marketing und Vertrieb. „2023 war ein sehr herausforderndes Jahr. Der Preis stand beim Einkauf oft im Mittelpunkt, sodass seltener zum teureren Fairtrade-Produkt gegriffen wurde“, sagte er. Die meisten Konsument:innen seien Fairtrade auch während der Inflation treu geblieben.
Bei manchen Produkten ist der Absatz allerdings auch gestiegen, zum Beispiel bei Schokolade um 9 Prozent und bei Wein um 11 Prozent. Für 2024 geht Fairtrade davon aus, dass der Absatz insgesamt wieder steigt. Die Zahlen aus den ersten Monaten von 2024 würden diese Erwartung belegen, hieß es. Noch nie habe der Handel so viele Fairtrade-Produkte angeboten wie jetzt.
Fairtrade begrüßt das neue EU-Lieferkettengesetz. Die Organisation will Unternehmen beim Aufbau von fairen Lieferketten unterstützen. Sie fordert mit Blick auf die bevorstehende Europawahl von kandidierenden Parteien und Personen, sich unter anderem für „existenzsichernde Einkommen und Löhne sowie faire Einkaufspraktiken“ weltweit einzusetzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau