Fair Trade: Korrekte Klamotten
In "Freihandelszonen" darf man Arbeiter ausbeuten und muss keine Steuern zahlen. Näherinnen in Nicaragua haben eine Alternative gegründet.
"Sweatshops" heißen sie meist, "Schwitzbuden", jene Produktionsbetriebe im Süden der Welt, in denen viele Fragwürdigkeiten legal sind: Hungerlöhne, ein laxer Umgang mit Schadstoffen, Kinderarbeit - kurzum: alles, was die Herstellungskosten niedrig und die Profite hoch hält. Wie es dort zugeht, verstößt meist auch vor Ort gegen Gesetze.
Um Investoren dennoch ins Land zu locken, wurde das Konstrukt der "Sonderwirtschaftszonen" erfunden - deregulierte Exklaven, in denen verschuldete Staaten viele ihrer Bestimmungen aussetzen, damit wenigstens ein Paar Devisen ins Land kommen. Die Arbeiter zahlen die Zeche.
Maria Elena Medina Vallejos und Sulema Mena Garay wollten dies nicht tun. Die Näherinnen der nicaraguanischen Frauenkooperative "Nueva Vida" gründeten mit einer Anschubfinanzierung aus den USA 2001 die "Fair Trade Zone". Gebäude und Maschinen sind hier Eigentum der ArbeiterInnen, die sich owner-workers nennen und selbst über ihre Arbeitsbedingungen bestimmen. Es ist die erste "Freihandelszone" der Welt, die den ArbeiterInnen gehört. 55 Familien leben dort von der Produktion von Bio-T-Shirts.
Ihr Mindestlohn beträgt 120 US-Dollar pro Monat - das doppelte des Lohnes in einem nicaraguanischen Sweatshop. Dafür arbeiten sie 40 Stunden pro Woche, Überstunden werden doppelt vergütet, es gibt Sozialleistungen. All dies ist eine große Ausnahme in Lateinamerika. Wie die Näherinnen sich dies aufgebaut haben, davon berichten Maria Elena Medina Vallejos und Sulema Mena Garay in diesen Tagen auf einer Rundreise durch Deutschland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen