Fahrradverkehr in Hamburg: Schmalspurlösung für Fahrräder

Die Radwege am Mundsburger Damm sollen nach einer Sanierung schmal bleiben, obwohl Teil einer Veloroute sind. Senat unterläuft eigene Standards.

Blick auf eine Einmündung mit rotem Fahrradweg, links ein Geländern, an dem ein weiß gestrichenes Fahrrad lehnt mit dem Hinweis auf eine tödlich verunglückte Radlerin

Soll entschärft werden: Einmündung der Armgartstraße Foto: Jannis Große

HAMBURG taz | Das Bezirksamt Nord verzagt am Ausbau der Veloroute am Mundsburger Damm. Um den Autoverkehr nicht zu beeinträchtigen, sollen die Radwege auf dieser zentralen Alltagsverbindung nur minimal verbreitert werden. Eine entsprechende Vorlage des Bezirksamtes sollte der Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst am Montagabend abnicken.

Als einzige Fraktion hat die Linke eine kritische Stellungnahme zur Abstimmung gestellt. Sie findet, „die Planung wird den Anforderungen es Fuß- und Radverkehrs nicht gerecht“. Dirk Lau vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) sagt: „Solche Planungen werden wir nicht akzeptieren.“

In dem Straßenabschnitt zwischen der Mundsburger Brücke und dem Schwanenwik verlaufen die Velorouten 5 und 6 von Duvenstedt und Volksdorf zum Rathausmarkt. Velorouten sollen nach dem Willen des Senats das tägliche Radeln erleichtern und „attraktiv sowie sicher und zügig zu befahren“ sein. Liegt der Radweg wie in diesem Straßenabschnitt auf dem Gehsteig, sollte er mindestens zwei Meter breit sein. Geplant ist eine Breite von 1,50 bis maximal 1,62 Metern, an einer Engstelle sogar nur 1,37.

Dass sich die Radler auf der Fahrbahn unter den Autoverkehr mischten, kommen angesichts der 41.000 Kraftwagen täglich nicht infrage, finden die Planer. Das gelte auch für die Abtrennung eines Radfahr- oder Schutzstreifens auf der Fahrbahn. Auch auf dem Gehsteig sei nichts zu machen, weil dafür Bäume gefällt und Grundstücke gekauft werden müssten.

Perspektivlose Planung

Die Verkehrsbehörde, bei der auch die Fahrradbeauftragte angesiedelt ist, unterstützt die Planung, damit die Veloroute in diesem Abschnitt wenigstens optimiert werde. Andernfalls werde gar nichts passieren. „Die Planung holt das Beste raus unter der Voraussetzung, dass KFZ-Fahrstreifen und Bäume unangetastet bleiben“, sagt Pressesprecherin Susanne Meinecke.

„Wenn die Behörde so argumentiert, signalisiert sie, dass sie nicht wirklich was ändern will“, kritisiert ADFC-Sprecher Lau. Sein Verband findet, auf der Fahrbahn sollten baulich abgetrennte Radfahrstreifen eingerichtet werden. Dass damit auf der stark befahrenen Straße beiderseits ein Fahrstreifen wegfalle, sei nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern erwünscht.

„Die mut- und perspektivlose Planung wird auch nicht ansatzweise dem bereits heute dort stattfindenden Radverkehr gerecht“, ergänzt Andrea Kupke vom ADFC, „geschweige denn dem zukünftig hier erwarteten noch dem politisch erwünschten.“ Mikroradwege lockten keinen aufs Rad.

Die Linke erinnert daran, dass der rot-grüne Senat sich mit seinem Klimaschutzplan das Ziel gesetzt hat, die Zahl der mit dem Auto zurückgelegten Wege bis zum Jahr 2030 zu halbieren und den Anteil des Fahrradverkehrs zu verdoppeln. Bei einer Stichprobe Ende Mai vergangenen Jahres waren auf dem Abschnitt zwischen sechs und 19 Uhr 6.400 Radfahrer unterwegs. „Vor diesem Hintergrund ist eine Reduzierung der Fahrbahnbreite für den motorisierten Individualverkehr zwingend notwendig“, findet die Linke.

Nach den Plänen des Bezirks­amts werden stattdessen die Fußwege verschmälert. Beim Verkehrsmittel Auto fallen lediglich Parkplätze zugunsten von Fahrradbügeln weg. Die Einmündung der Armgartstraße wird so gepflastert, dass die Veloroute besser sichtbar wird.

Die Grünen, die im Bezirk mit der SPD koalieren und gerne den Bezirksamtsleiter stellen würden, sind nach Auskunft der Bezirksabgeordneten Carmen Möller auch nicht zufrieden. „Wir haben dafür gesorgt, dass die Planung in der Sitzung vom Planungsbüro vorgestellt wird“, sagt sie.

Außerdem wolle ihre Fraktion erreichen, dass die Frist zur Stellungnahme auf den 6. Januar verschoben werde: „So können wir einen mit der Situation verträglicheren Vorschlag für die weitere Vorgehensweise entwickeln, wie auch eventuelle Alternativen.“

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