Facebook-Sperrung in Tadschikistan: Leider ernst gemeint
Wer ist dieser Faiz Book? Zahlt der Steuern? Der tadschikische Präsident lässt Facebook sperren, weil er Mark Zuckerberg nicht kennt.
BISCHKEK taz | Als letzte Woche Tadschikistan den Zugang für Facebook blockierte, kursierte darauf ein lustiger Dialog, eingestellt von einem tadschikischen Oppositionellen im Exil. Der tadschikische Präsident Emomali Rachmon fragte darin unter anderem, wer denn dieser Faiz Book oder Booka Faiz sei, der schlecht über ihn im Internet schreibe.
Der Direktor der Telekommunikation Beg Suchurow verteidigte die Sperrung damit, dass über Facebook bezahlte Schmähungen gegen den tadschikischen Staat verbreiten würde. „Den Chef von Radio Free Europe kenne ich, von BBC auch, aber wer ist der Chef von Facebook? Zahlt er Steuern?“, ereiferte er sich. Dann machte Suchrow den Vorschlag, dass dieser Chef nach Tadschikistan zu Verhandlungen kommen sollte.
Am Samstag meldete sich dann der kämpferische Direktor Suchurow in der tadschikischen Presse. Ein Dolmetscher von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg habe ihn angerufen und in dessen Beisein telefoniert. Suchurow habe Zuckerberg zugesagt, dass Samstag Facebook wieder freigeschaltet würde. Es seien nur einige technische Details zu klären. Er habe Zuckerberg gesagt, dass er ja nichts gegen Facebook habe, aber viele freiwillige Aktivisten in Tadschikistan würden das Verbot fordern, da sie die Verunglimpfungen des Staates nicht wollten, sagte Suchurow.
Allerdings hat Zuckerberg wohl gar nicht selbst angerufen, auch nicht dessen Dolmetscher. Auf YouTube ist zu sehen, wie dieser Fakeanruf zustande kommt, der wegen mangelnden Skypekredits frühzeitig abgebrochen werden musste, in dem sich ein Spaßvogel als Dolmetscher von Zuckerberg ausgibt.
Bisher hat Suchurow das Versprechen an den falschen Zuckerberg nicht eingehalten, dafür wurde allerdings auch der Onlineauftritt von Radio Free Europe blockiert.
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