FIFA In seinem Finanzbericht konstatiert der Weltfußballverband Verluste und verspricht teure Wohltaten: Sehr variable Geldströme
Variable Zahlungen“. Mit diesem schönen Begriff versuchte die Fifa in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Finanzbericht das Zustandekommen der Einnahmen ihres ehemaligen Präsidenten Sepp Blatter zu erklären. Und mit eben diesen variablen Zahlungen soll Blatter 2015 insgesamt 3,32 Millionen Euro erhalten haben. Diese flexiblen Zuwendungen und deren ebenso kreativ gehaltene Verwendungszwecke erfreuten sich im Weltfußballverband größter Beliebtheit und sie bereiten staatlichen Behörden in der Schweiz und den USA immer noch Kopfzerbrechen.
Mit Festlegungen tut man sich beim Weltfußballverband, der künftig ganz gläsern aufgebaut sein will, aber nach wie vor schwer. Aus dem Gehalt des neu gewählten Präsidenten Gianni Infantino will man bis zum nächsten Finanzbericht ein Geheimnis machen. Weniger als Blatter, so viel wird verraten, soll er verdienen. Das Gegenteil wäre allerdings auch schwer vermittelbar gewesen.
Wenig transparent sind auch die ersten Maßnahmen von Infantino, die in dem Finanzbericht angekündigt werden. Der 45-Jährige hatte ja in seiner Bewerberrede für das Präsidentenamt mit dem schlichten aber wahltaktisch bewährten Slogan „Mehr Geld für alle“ viele Sympathien und Zustimmung unter den Fußballfunktionären erworben. Nun hat er sein Versprechen umgesetzt, in dem er das Budget für die Geschäftsperiode 2015-18 überarbeitet hat. Statt 900 Millionen sollen 1.417 Millionen US-Dollar für die Entwicklung des Fußballs ausgegeben werden. Von dem vergrößerten Geldausfluss sollen alle Mitgliedsverbände profitieren. Ein Einstandsgeschenk von Infantino, dessen Gegenfinanzierung überraschend vage ausgeführt wird. Sie erfolge über Mehreinnahmen sowie Kosteneinsparungen. Etwas konkretere Ausführungen zu den einkalkulierten Mehreinnahmen hätte man sich in einem Bericht, der im abgelaufenen Geschäftsjahr das erste Minus seit 2002 festhält schon gewünscht. Unvorhergesehene Kosten wie Anwaltsgebühren und außerplanmäßige Treffen wurden für den Verlust von 109,8 Millionen Euro verantwortlich gemacht.
Diese Ausgaben werden künftig eher noch weiter in die Höhe steigen. Die Fifa hat ebenfalls diese Woche angekündigt, von ihren nachweislich korrupten Ex-Funktionären Entschädigungen in mindestens zweistelliger Millionenhöhe einzufordern. Der Verband, der durch seine anarchische Verfasstheit, Korruption begünstigt hat, macht sich wohl auch aus juristischen Erwägungen zum Opfer, um am Ende nicht selbst auf der Anklagebank zu landen.
Man kann davon ausgehen, dass die Fifa lieber auf diesen Schritt verzichten würde. Bei juristischen Auseinandersetzungen droht weiterer Dreck nach oben gespült zu werden. Um das zu verhindern, hatte einst die CDU bei der Spendenaffäre darauf verzichtet, gegen Helmut Kohl juristisch vorzugehen. So sollte weiterer politischen Schaden abgewendet werden. Wenn die Fifa sich zum Ankläger gegen ihre einstigen Amtsträger aufschwingt, fangen einige vielleicht dann doch das Reden an. Das könnte den Prozess des propagierten Neuanfangs weiter erschweren. Sepp Blatter zählt im übrigen derzeit noch nicht zu den Personen, von denen die Fifa entschädigt werden will. Johannes Kopp
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