FFF demonstriert in 150 Ländern: Trotz Corona und Regen
Mit Aktionen an über 3.000 Orten meldet sich Fridays for Future zurück – möglichst coronakonform.
Fridays-Initiatorin Greta Thunberg versammelte sich mit einem guten Dutzend weiterer DemonstrantInnen vor dem Parlament in Stockholm. „Heute ist unser globaler Klimaaktionstag, und wir streiken an über 300 Orten!“, schrieb die 17-jährige Schwedin zu einem Foto von der Aktion. Das stimmte allerdings nur für Schweden: Allein in Deutschland waren 400 Aktionen geplant, weltweit waren laut FFF mehr als 3.000 „Klimastreiks“ registriert.
In der Hand hielt Thunberg dabei neben ihrem berühmt gewordenen Protestschild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik fürs Klima) ein weiteres Schild, auf dem sie darauf hinwies, Abstand zu halten und sich – in Schweden – nicht mit mehr als 50 Teilnehmern zu versammeln. Parallel teilte sie per Twitter Eindrücke von Protestaktionen aus anderen Weltteilen, etwa Australien, Bangladesch und Japan.
Die Coronakrise hatte viele Protestierende erfinderisch gemacht: Im südindischen Hyderabad wurden tausende Schuhe mit Botschaften an die Regierung versehen stellvertretend von Freiwilligen aufgestellt, die nach der Aktion an eine NGO gingen. „Wir fordern für das Recht auf Wald für eine gute Zukunft, und das Recht auf saubere Luft und Wasser“, lautete die Botschaft des 14-jährigen Lohitaksh, der über einen Lehrer erfahren hat, dass sich weltweit junge Menschen für Klimaschutz einsetzen.
FFF agiert in Indien verstärkt im Netz
„Anfangs hat vielen Kindern der Zusammenhang zwischen Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen und dem Klimawandel gefehlt“, sagt der 27-jährige Sharma. Gerade während Indiens Corona-Lockdown haben viele bemerkt, was sie an der Natur haben. Doch mit dem Alltag gerate das in Vergessenheit. „Deshalb sind die Freitagsaktionen eine gute Erinnerung“. Seit Corona hat sich die FFF-Bewegung in Indien immer mehr ins Netz verschoben.
In Berlin fand mit mehreren tausend BesucherInnen eine der größten Aktionen in Deutschland statt – natürlich möglichst coronakonform. Verschiedene Fahrraddemos führten zum Brandenburger Tor, wo schon früh morgens Helfer*innen im Regen weiße Punkte im Abstand von zwei Metern auf den Boden gesprüht hatten, auf die sich die Demonstrierenden setzen sollten – natürlich mit Maske. Doch der Boden war nass und die meisten standen.
„Die Klimakrise macht keine Pause, auch nicht während Corona“, sagt der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf und ermutigte Fridays for Future, auch Teilerfolge zu feiern: „Vor fünf Jahren haben deutsche Umweltverbände von der EU gefordert, bis 2030 die Treibhausgas-Emissionenn um 55 Prozent zu mindern. Heute ist das der Vorschlag einer konservativen EU-Komissionspräsidentin. Und das haben wir zum großen Teil Fridays for Future zu verdanken.“
Sechs Startpunkte in Bremen
In Bremen gab es gleich sechs verschiedene Startpunkte für den Global Climate Strike: Beim „Sonnenmarsch“ marschierten Klimaaktivist*innen aus allen Richtungen der Stadt auf den Weg zum Osterdeich an der Weser – und legten damit vielerorts den Verkehr lahm. Laut Polizei machten 2.200 Menschen mit.
Einer der Startpunkte war das Bremer Antikolonialdenkmal. In der Klimakrise ginge es auch um historische Verantwortung, den Kampf für Geschlechtergleichheit und internationale Gerechtigkeit: „Die Staaten, die historisch am meisten zur Klimakrise beigetragen haben und es immer noch tun, sind auch die Staaten, die die Folgen der Klimakrise am wenigsten zu spüren bekommen. Wir müssen die Klimakrise intersektional betrachten!“ rief eine Aktivistin vom Lautsprecherwagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland