FDP-Politiker über Plakatmotiv: „Ein beliebter Weihnachtsbraten“
Die FDP plakatiert in Brandenburg „Biber abschießen“. Landes-FDP-Chef Gregor Beyer erklärt, warum der Slogan passend für das Land und seine Partei ist.
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taz: Herr Beyer, Ihre Brandenburger FDP hat Wahlplakate gehängt, auf denen steht „Biber abschießen“. Halten Sie das für gelungenen Wahlkampf?
Gregor Beyer: Ja, das Plakat haben wir im Oderbruch aufgehängt. Dort baut der Biber Dämme in Entwässerungsgräben, er schwimmt nun mal lieber statt zu laufen. Das kann man verstehen. Aber die Folge ist, dass dann das Wasser in diesen Gräben steigt und die umliegenden Landwirtschaftsflächen vernässen. Die Bauern kommen dann nicht mehr auf ihre Felder. Außerdem baut der Biber gern in Hochwasserschutzdämmen, davor haben die Menschen Angst. Wenn diese Dämme brechen, läuft der tiefer gelegene Oderbruch binnen vier Stunden zu.
Ist der Biber nicht eine geschützte Art?
Ja. Aber in Brandenburg befindet er sich in einem „günstigen Erhaltungszustand“. Deshalb haben wir als FDP vor drei Jahren einen Antrag eingereicht, das Land möge sich nach bayerischem Vorbild ein so genanntes Biber-Management geben. Das heißt, es gibt dann Öffentlichkeitsarbeit, der Mensch darf auch mal Dämme wegreißen, und wir können Tiere entnehmen, indem wir sie abschießen. Unerfreulicherweise wurde der Antrag im Landtag zwar angenommen, aber bis heute weigert sich die Umweltministerin von der Linkspartei, die Richtlinie zu unterschreiben. Genau darauf weisen wir jetzt im Wahlkampf hin.
Warum soll der Biber abgeschossen werden, wären Fallen nicht besser?
Nein, Fallen sind zum einen nur in sehr seltenen Fällen laut Bundesjagdgesetz erlaubt – und selbst dann müssen die Tiere danach ja getötet werden. Abschießen ist daher sinnvoller. Denn mal ehrlich, was sollte man mit den ganzen gefangenen Tieren anstellen, außer vielleicht, sie zu essen? Ich habe schon mal in Schweden Biber mit Preiselbeersoße gegessen, das ist da ein beliebter Weihnachtsbraten. Sowas ist für mich nachhaltige Nutzung von Tierarten – genau das, was wir als FDP wollen.
Haben Sie mal über ein anderes Wording nachgedacht? „Abschießen“ ist ja wie abknallen; „Dämme schützen“ hätte es vielleicht auch getan.
Wir wissen ja, dass die FDP momentan in keiner einfachen Lage ist, das muss ich Ihnen nicht erzählen. Aber wir haben gemerkt, dass die Menschen von der FDP erwarten, dass sie ihnen die Wahrheit sagt. Viele können dieses Politikergequake nicht mehr hören. Deshalb trägt unsere Kampagne den Titel „Lieber ehrlich, als immer nur beliebt“. Da steckt doch alles drin.
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