piwik no script img

Extreme Gruppen

■ Streit um neuen Bauwagenplatz in Barmbek geht unvermindert weiter

Mit Sorge sieht Peter Hansen dem Tag entgegen, an dem die Bauwagengruppe „Dosengarten“ ihr neues Quartier in Barmbek bezieht. Nicht, weil er die Befürchtungen einiger AnwohnerInnen teilt und mit den Bauwagen Kriminalität ins Viertel ziehen sieht. Der Sprecher des Bezirksamtes Nord ist vielmehr um die zehn BewohnerInnen der rollenden Unterkünfte besorgt: „Die Stigmatisierung könnte extreme Gruppen auf den Plan rufen – wie in Norderstedt“, so Hansen.

Dort hatten am 2. Oktober RechtsextremistInnen den Platz „Phase 1“ überfallen und per Flugblatt zum „Kampf gegen Bauwagen-Chaoten“ aufgerufen. Vorige Woche hatte die Bild-„Zeitung“ dagegen gehetzt, dass mit Steuergeldern ein Gelände für den „Dosengarten“ erschlossen wird.

Über Monate sind die Bauwagen-Leute auf der Suche nach einem festen Standort quer durch die Stadt gezogen. Zurzeit leben sie noch auf dem Parkplatz Braun am Volkspark. Mitte September hatte die Bezirksversammlung Nord grünes Licht für die Herrichtung des Platzes am Elligersweg in Barmbek gegeben.

Die Entscheidung wurde von heftigen AnwohnerInnen-Protesten begleitet. Auf zwei Versammlungen wurde stets der Punker-Platz in der Altonaer Gaußstrasse als schlechtes Beispiel zitiert und Kriminalität, Drogen sowie die Verwahrlosung von Barmbek heraufbeschworen.

Nur wenige der AnwohnerInnen scheinen indes zu wissen, dass im Stadtteil schon seit Jahren um die 20 Menschen auf einem Bauwagenplatz leben. „Probleme wie mit der Altonaer Gaußstrasse gab es hier noch nie“, betont Hansen. Auch für den neuen Platz findet er den vielbemühten Vergleich absurd. „Die Hysterie, die geschürt wird, hat nichts mit den Menschen zu tun, die hierherziehen werden.“ Das hatten auch Polizisten des Reviers am Wiesendamm auf den Bürgerversammlungen wiederholt betont. Dennoch legten AnwohnerInnen 5000 Unterschriften gegen das Projekt vor. Elke Spanner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen