piwik no script img

Bühne für Olympia-MedaillengewinnerBillige Partykracher

Im Pariser Champions Park werden vor großem Publikum auch noch Wintersport­medaillen aus dem Jahre 2022 vergeben. Wie kam es dazu?

Olympische Jubelparade im Champions Park nahe des Eiffelturms Foto: Louise Delmotte/ap

Laut ist es auf dem Trocadéro, sehr laut. Billigste Partymusik schallt über den Platz gegenüber des Eiffelturms, der einem beinahe leidtun kann ob all des Lärms, der ihm vom Beachvolleyballstadion und dem Champions Park entgegenschallt. Letzterer ist eine echte olympische Innovation, „the first ever“, wie es in der olympischen Diktion heißt. 13.000 Zuschauer und Zuschauerinnen haben auf den Tribünen Platz, von denen gute Sicht herrscht auf einen Laufsteg. Über den dürfen die Athletinnen und Athleten mit ihren frisch gewonnenen Medaillen stolzieren und sich zujubeln lassen.

Es ist eine Bühne vor allem für französische Medaillengewinnerinnen und -gewinner. Die anderen dürfen zwar auch kommen, sie bekommen aber nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit, die den Franzosen zuteilwird. Das kann auch mal ein bisschen viel sein für Athletinnen aus Sportarten, die sonst nicht so viele Fans anziehen.

Während am Montag bei der Eröffnung des Champions Parks sich das französische Rugbyteam, das am Samstag das erste Gold für Frankreich gewonnen hatte, pudelwohl auf der Bühne fühlte, heulte Pauline Ferrand-Prevot, die Siegerin des Mountainbikerennens, Rotz und Wasser, so ergriffen war sie von der Zuneigung der Pariserinnen und Pariser.

Da wurde sogar die Moderatorin der Show, die sonst alles versucht hat, die Partymucke mit schriller Stimme zu überbrüllen, leise und nahm die Radlerin in den Arm. Am Ende musste Ferrand-Prevot noch sagen, wie sie es denn gefunden habe auf der Bühne des Champions Parks. „Ich liebe euch, ich liebe Paris!“, sagte sie und, klar, es wurde laut auf den Rängen, sehr laut.

Eiskunstlaufmedaillen im heißen Paris

Doch der Champions Park, für den man keinen Eintritt zu zahlen braucht, hat noch mehr zu bieten. Am Montag kündigte das IOC an, dass am 7. August dort die Medaillen des Teamwettbewerbs der Olympischen Spiele 2022 im Eiskunstlauf vergeben werden. Die kalten Spiele von Peking werden also ein kleines Gastspiel im heißen Paris geben.

Nachdem alle sportrechtlichen Auseinandersetzungen zum Dopingfall des gefallenen russischen Kunstlaufwunderkindes Kamila Walijewa abgeschlossen sind, steht nun endlich fest, dass nicht Russland, sondern den USA die Goldmedaille gebührt. Silber geht an Japan und Bronze vielleicht an Kanada. Ob deren Protest gegen die Platzierung des russischen Teams, das ohne die Punkte Walijewas auf Platz drei eingelaufen wäre, noch rechtzeitig vor der Medaillenvergabe vom Internationalen Sportschiedsricht entscheiden wird, ist noch nicht klar.

Auch andere Sportlerinnen und Sportler, die nach dem späten Aufdecken von Dopingvergehen auf einen Medaillenplatz vorgerückt sind, sollen im Pariser Champions Park geehrt werden, wenn sie denn wollen. Ihnen soll es nicht so gehen wie dem US-amerikanischen Kugelstoßer Adam Nelson. Der wurde nachträglich zum Olympiasieger erklärt, nachdem der Ukrainer Juri Bilonoh bei nachträglichen Tests des Dopings überführt worden war. Er bekam seine Medaille in einem Burgerladen im Foodcourt des Flughafens Atlanta in die Hand gedrückt und war stinksauer darüber. Im Vergleich dazu ist sogar der schier unerträgliche Partylärm im Pariser Champions Park besser.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Wäre das nicht eine Möglichkeit für zukünftige Olympiaden? Direkt nach der Eröffnungsfeier alle aberkannten Medaillen an die rechtmäßigen Gewinner zu übergeben? Wie zum Beispiel die vielen Medaillen der chinesischen Schwimmer bei der letzten Olympiade in Peking.

    Das wäre ein schöner, passender Anlass die Leistung der rechtmäßigen Sieger*Innen zu würdigen.

    • @Tom Lehner:

      Das wär die richtige Idee für entgangene Ehrung am Originaltag.