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Existenzminimum trotz ArbeitZahl der Hartz-IV-Aufstocker wächst

SPD, Grüne und Gewerkschaften wollen einen gesetzlichen Mindestlohn. Die weiter steigende Zahl der Hartz-IV-Aufstocker unterstreicht diese Forderung.

Und hier ein ganz heißer Anwärter für den 1. Preis in der Kategorie „Symbolbilder des Grauens 2013“. Bild: dpa

BERLIN afp | Immer mehr Menschen in Deutschland verdienen trotz eines Vollzeit- oder Teilzeitjobs zu wenig, um damit ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. In den vergangenen Jahren sei daher die Zahl der sogenannten Hartz-IV-Aufstocker kontinuierlich gestiegen, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ) am Mittwoch unter Berufung auf neue Statistiken der Bundesagentur für Arbeit.

Demnach gab es 2012 etwa 323.000 Haushalte, deren sozialversicherungspflichtiges Bruttoeinkommen über 800 Euro monatlich lag, zur Sicherung des Existenzminimums aber nicht ausreichte.

Die SPD-Arbeitsmarktexpertin Anette Kramme sagte der SZ, die neuen Zahlen zeigten, dass ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn notwendig sei. Kramme äußerte die Erwartung, dass die Zahl der Aufstocker mit einem Vollzeitjob wegen des „missbräuchlichen Einsatzes von Werkverträgen“ noch weiter zunehmen werde.

SPD, Grüne und Gewerkschaften fordern einen Mindestlohn von zumindest 8,50 Euro pro Stunde, die Linke strebt einen höheren Betrag an. Union und FDP wollen allenfalls branchenspezifische, regionale Lohnuntergrenzen akzeptieren.

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11 Kommentare

 / 
  • H
    Hans

    Nein?

    Doch!

    Oh?!

     

    @Peteria:

    Die Bundesagentur hat auch von der Politik den Auftrag nur Jubelmeldungen zu verbreiten.

    Wenn man das Bild genauer betrachtet, steigt natürlich die Zahl der Aufstocker, vor allem wenn man die Selbstständigen dazu rechnet, die Arbeitsmarktzahlen nicht künstlich weiter schönt, etc. Wieso sonst geht es Deutschland so gut? Weil wir mit das niedrigste Lohn-/Vermögensmedianniveau aller EU-Länder haben:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ezb-vermoegen-in-griechenland-groesser-als-in-deutschland-a-893412.html

  • P
    Peteria

    @Gerda

    Was erwarten Sie denn?

    Soll Herr Weise ihnen von Hr. Müller aus Buxtehude erzählen, der mit 64 noch einen Job bekommen hat und jetzt glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende mit seinen Enkeln Fahrrad fahren kann, ohne Zukunftsängste?

    Politik funktioniert nicht nach Gefühlen oder subjektiven Eindrücken.

    Leider wird das gefühlvolle Regieren á la Grün immer mehr zur Normalität, aber es gehört eben etwas mehr dazu als Empörung über alles und jeden zu empfinden und sich von diesem Gefühl leiten zu lassen.

     

    Kein Unternehmen kann es sich leisten nach subjektiven Eindrücken zu wirtschaften.

    Und ein Staat funktioniert noch weniger nach diesem Prinzip.

  • G
    Gerda

    Die taz hat keinen eigenen recherchierten Text abgedruckt, sondern eine Agenturmeldung von afp (Agence France Press) aufgegriffen - und online gesetzt.

     

    "Sie können ja aufstocken, wenn Ihnen der Lohn nicht paßt!" Wer auf diese und auf scheinselbständige Weise (PKW, Gewerbeschein mitbringen etc.) Druck auf Arbeitskräfte ausübt bzw. zwangsbeschäftigen will, ist frech und dreist! "Agenda 2010" macht's möglich!

     

    Die Bundesagentur für Arbeit liefert nur Zahlen, Tabellen und Statistiken - die Menschen dahinter und im Dunkel sieht Herr Weise nicht und kann sie persönlich auch nicht konkret benennen: Berufe, Branchen, Unternehmen. Er wird von den Medien auch nicht nach konkreteren Aussagen gefragt!

     

    "Ältere Arbeitskräfte sind so gefragt wie nie!", heißt es. Ich habe Herrn Weise schriftlich gefragt, er möge mir doch bitte mal persönlich oder aus seinem Büro mitteilen, welche konkreten Berufe (z. B. Sekretärinnen) gefragt sind und welche Branchen bzw. Unternehmen so dringend ältere Arbeitskräfte ab 60plus mit welchen Berufen suchen. Ich erhielt eine schnelle, kurze Antwort vom "Kundenreaktionsmanagement" mit einem "Analytikreport der Statistik" von 42 Seiten mit Zahlen, Zahlen, Zahlen, Zahlen, Zahlen - keine Menschenberichte/Berufsberichte, die sich dahinter verbergen.

  • Z
    zigarren-erhard

    Frau von der Leyen ist die wahre Reinkarnation der sozialistischen Märchenkönigin: Wenn sie so weiter machen darf, dann wird bald jede zweite Arbeitsstelle in Deutschland wegen Lohndumping subventioniert und sie kann stolz verkünden, dass immerhin fast 80% der Hartz4-Bezieher ganz fleißig arbeiten - also die römische-Dekadenz-Propaganda ihres Lieblings Westerwelle gilt dann endlich definitiv als widerlegt - und leider die Asien-Konkurrenz die alleinige Schuld an der leicht erhöhten Aufstockerzahl trägt.

  • P
    Peteria

    Falsch... einfach falsch:

    http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1449331

     

    Ich muss ja zugeben, dass ich kein großer Fan der TAZ bin (politischer Orientierung wegen), aber ich halte diese Zeitung doch eigentlich für relativ fit und hätte etwas mehr Recherche erwartet, einfach plump abzuschreiben, finde ich schwach.

     

    Die Bundesagentur für Arbeit selbst widerspricht den hier gemachten Aussagen.

     

    Setzen, sechs.

    Das ist kein Qualitätsjournalismus.

  • JK
    Juergen K.

    Knapp

    500 Billionen Euro / oder Dollar kursieren an den Börse:

     

    500 000 Milliarden

     

    Da reicht es nicht für Lohn.

     

     

    Steinbrück trinkt keinen PinoGritschio für 8 Euro.

    Der Linke Flügel der SPD verewigt sich noch auf dem Sanktionsbeschluss,

    der für Euch nach der nächsten Kündigiung droh.

     

    Kauder und Pofalla trinken gar keinen Pino,

    die sind naturstoned.

    Merkel frist nur mit Ackermann und

     

    Westerwelle hat nur Freunde aus der Schweiz.

    und Seehofer speist in der Loge vom FC B.

     

    Und Kretschmann und Roth sind bestenfalls bürgerlich

    wenn sie ihre Solaranlage in die Steuererklärung eintragen.

  • RS
    Reinhold Schramm

    Die Mini-Forderung von "10 Euro-Std." gab es auch schon im Jahr 2005.

     

    Mit einem Mini-Mini-"Mindestlohn" von Brutto "8,50 Euro"-Std., so die DGB-Forderung, besteht z. Z. kein Rentenanspruch oberhalb der Sozialhilfe bzw. gesetzlichen Grundsicherung, so auch nicht nach 50 Jahren in Vollzeitarbeit.

     

    Für die Grundsicherung -- nur auf Antragstellung -- kommt es dann auch noch zur dauerhaften (Konto-)Überprüfung der Bedürftigkeit, analog dem Hartz-IV-Strafvollzug für Arbeitslose, trotz lebenslanger Billig-Lohnarbeit und Ausbeutung.

     

    Die Mehrzahl der lohnabhängig Beschäftigten erreicht auch keine 40 Vollzeit-Arbeitsjahre, vor allem auch nicht Mütter und Väter. -

     

    Um nach 35 Jahren in Vollzeitarbeit ein Rentenniveau entsprechend der gesetzlichen Grundsicherung/Sozialhilfe zu bekommen, bedarf es bereits heute eines "durchschnittlichen" Brutto-Arbeitslohns von "15 Euro-Std."

     

    Richtig wäre auch: eine Grundsicherung nicht unter 1100 Euro, plus die eigene erworbene gesetzl. Altersrente, zusammen nicht unter Netto: 1400 Euro! Für Vollzeit-Erwerbstätige nach 35 Arbeitsjahren und für Mütter/Väter nach 25 Arbeitsjahren, nicht unter Netto: 1400.- Euro [ohne Kürzungen durch Steuern und Sozialabgaben]!

     

    Bei der zukünftigen (allgemeinen) gesetzlichen Rentensicherung müssen alle privaten Vermögen, einschließlich Erbschafts- und Kapitaleinkünfte, einbezogen werden. Jeder Bürger muss entsprechend seiner Einkünfte in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, auch Staatsbeamte. Auch die reale Produktivkraftentwicklung in Deutschland muss berücksichtigt werden. Bei Steuer- und Abgabeflucht erfolgt die entschädigungslose Enteignung und (internationale) Strafverfolgung.

  • AB
    Asoziale Bonzensäue

    Natürlich fehlt hier wie immer bei dem Thema die Anzahl der Zwangsselbstständigen, die ergänzen müssen, bzw. ihr "Gewerbe" ganz aufgeben mußten, wegen Krankenkassenzwang, asoziale Herrschaftssprache der Finanz, zu viele "Subunternehmer" in ein und demselben Unternehmen und erst Recht das Thema Zwangsselbstständigkeit überhaupt.

    Sobald der Mindestlohn kommt, werden die Zahlen der Zwangsselbstständigen massiv ansteigen.

  • K
    Konrad

    Diese Meldung ist laut der veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit falsch. Die Zahl der Aufstocker schrumpft und ist so niedrig wie seit 2008 nicht mehr. In der Einzelgruppe der Aufstocker mit einem Montaseinkommen von über 800 Euro trifft diese Aussage eingeschränkt zu, aber auch nur im Vergleich zu 2009. Etwas mehr Präzision bitte.

  • I
    Irmi

    Es ist der absolute Irrsinn und zeigt wieder mal deutlich, das Politiker i. D. nicht wissen, oder wissen wollen wie ihre Bürger überleben und kämpfen müssen.

     

    Dann ist man noch so überheblich und brüstet sich eine gute Tat bewerkstelligt zu haben, wenn sie sagen Mindestlohn 8.50 (Brutto versteht sich).

     

    Geht man von 8,50 € Std. Lohn aus und 160 Arbeitsstd. pro Monat könnte das 1.360 € BRUTTO werden. Davon dann die Abzüge bleiben 800 € bis 900 € evtl.

     

    Und nicht vergessen, jeder der einen Job hat muss auch noch Altersvorsorge machen. Wird dann die angesparte Summe mit 65 ausgezahlt mit dem letzten Gehalt vor der Rente, nimmt sich der ach so soziale Staat die Hälfte weg.

     

    Der Staat redet dem Volk ein uns finanziell bei der Altersvorsorge steuerfrei zu helfen, bei der Auszahlung holt er sich das zurück. Schon ist die Vorsorge futsch, eine Lachnummer wäre die Lage nicht so traurig, besonders für die Rentner.

     

    Uns sagt man die Wirtschaft boome wie noch nie, für die Reichen und Bestverdiener kann das zutreffen. Wie soll das gehen bei den Hartz IV Aufstockern und Rentnern ?

     

    Die Zahlen der Arbeitslosen ist auch so eine Sache, denn man gilt nicht mehr als Arbeitsloser wird man in eine "Weiterbildungsmaßnahme" gesteckt und sei es ein Sprachkurs.

     

    Ehrlichkeit "liebe" PolitikerInnen wäre angebracht, alles andere was uns in dem ganzen Wahlen Krampf erzählt wird ist Augenwischerei um Stimmen zu fangen.

  • O
    Olivia

    Habt Ihr jetzt auch schon die Linkspartei aus dem Bundestag gelöscht? Sie war die erste Parteie die damals noch gegen Widerstand der SPD und leider sogar der Gewerkschaften für einen gesetzlichen Mindestlohn eingetreten ist.

     

    Sie nun einfach unter dne Tisch fallen zu lassen ist grade in einem Bundestagswahljahr doch ziemlich grob.