Exil-Brite über die Zeit nach dem Brexit: „Was sind unsere Rechte?“
In Spanien lebende Briten fordern mit einer Onlinepetition die doppelte Staatsbürgerschaft, damit sie eine sichere Zukunft in Spanien planen können.
taz: Herr Tremlett, Sie haben eine Onlinepetition gestartet: Spanien möge den Briten, die mehr als zehn Jahre im Land leben, die doppelte Staatsbürgerschaft gewähren. Was versprechen Sie sich davon?
Giles Tremlett: Der Brexit nimmt uns die europäische Staatsbürgerschaft. Durch eine doppelte Staatsbürgerschaft in Spanien wären wir auch weiterhin EU-Bürger. Dadurch behielten wir unsere Rechte hier, egal was bei den Verhandlungen mit der EU über das Ausscheiden Großbritanniens herauskommt.
Was heißt das konkret?
Dies beträfe die Aufenthaltsgenehmigung, die Arbeitserlaubnis, Krankenversicherung, Rentenversicherung etc., in die wir einbezahlt haben, das Recht, eine Zeitlang auszureisen und dann wiederzukommen.
Wie viele Menschen wären davon betroffen?
Wir gehen von rund 20.000 aus. Wir haben mehr als zehn Jahre angesetzt, da es uns um die Briten geht, die hier leben und arbeiten und nicht so sehr um 150.000 Rentner, die ihren Lebensabend an der Küste verbringen. Mittlerweile überlegen wir, ob wir nicht von den Briten reden sollen, die mehr als zehn Jahre in die spanische Sozialversicherung einbezahlt haben.
Aber warum gleich die doppelte Staatsbürgerschaft? Ein Schweizer oder ein Norweger hat in Spanien auch seine Rechte, ohne EU-Bürger zu sein.Ja, und sie wissen ganz genau was ihre Rechte sind. Wir nicht mehr. Bis der Brexit geklärt ist und damit unser Status als Briten in der EU, können fünf oder sechs Jahre ins Land gehen. Ich kann in so einer Situation nur schwer die Zukunft planen. Wir wollen nicht die Geiseln der Unterhändler des Brexit sein.
Warum sollten die Spanier ausgerechnet bei den Briten eine Ausnahme machen? Es gibt so gut wie kein europäisches Land, mit dem Spanien die doppelte Staatsbürgerschaft anerkennt.Spanien kennt die doppelte Staatsbürgerschaft mit Andorra und Portugal. Außerdem wurde vor wenigen Jahren ein Gesetz erlassen, das den Nachfolgern der vor 500 Jahren vertriebenen spanischen Juden die doppelte Staatsbürgerschaft gewährt. Es ist alles eine Frage des politischen Willens. Außerdem können Spanier, die in Großbritannien leben und arbeiten, die doppelte Staatsbürgerschaft beantragen.
54, ist Mitarbeiter von The Guardian. Er lebt seit 25 Jahren in Spanien, seine Söhne sind dort geboren. 16.000 Menschen haben die Onlinepetition für doppelte Staatsbürgerschaft unterzeichnet.
Die Einbürgerung ist an Bedingungen wie Sprachkenntnisse geknüpft. An der Küste gibt es viele Briten, die seit mehr als zehn Jahren dort leben, aber die Sprache nicht beherrschen. Was soll mit denen geschehen?
Die Anforderungen an diejenigen, die sich einbürgern lassen wollen, sind klar. Kenntnisse der Sprache, Kultur, der Verfassung. All das wird durch unsere Petition nicht in Frage gestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“