Eurovision Song Contest-Vorentscheid: Wer singt für Deutschland?
Bei "Wer singt für Deutschland?" (ARD, 20.15) entscheidet sich, wer zum Song Contest fährt. Dumm nur, dass parallel Bayer Leverkusen gegen den HSV spielt.
Nicht aus drei Acts wie in den beiden Vorjahren kann heute Abend das Publikum per Televoting und SMS auswählen, welche Musiker denn nun für Deutschland antreten, beim 53. Eurovision Song Contest (ESC) am 24. Mai in Belgrad. Sondern dieses Jahr sind es fünf Songs, die ihre internationale Chance suchen.
Antreten werden Carolin Fortenbacher (einst Hauptdarstellerin im Abba-Musical) mit einer grandprixesken Ballade, das Frauenquartett No Angels, der eher auf vergrübelt wirkenden Schmalz setzende Sänger Tommy Reeve, die spanisch und gut gelaunt performende Band Marquess sowie die bei Heranwachsenden beliebte Band Cinema Bizarre, deren Mitglieder wie Kinderschrecks aussehen, aber in Wahrheit die Alternative zu Tokio Hotel sein wollen.
Das rivalisierende Feld deutet auf ein glückliches Casting des NDR für seine Show: Alle fünf Beiträge sind charterfahren oder beim Publikum bekannt. Anders als zuletzt setzt man nicht allein auf gediegenen Erwachsenenpop, sondern gibt auch Interessen juvenilerer Art (siehe Cinema Bizarre) eine Chance, einen Abend lang in der ARD bedient zu werden. Anders ist auch die Profilierung insgesamt: Setzte man zuletzt auf Nostalgie, auf Erinnerungen an gute, schlechte alte Zeiten und lud also die Kessler-Zwillinge oder die Schweizerin Paola zum Interview, wird dieses Jahr der Akzent auf jüngere Bühnengäste gesetzt - neben Marc Bator ("Tagesschau") und Kim Fisher kommt auch Oliver Pocher. Als Moderator hat der NDR wieder Thomas Hermanns engagiert - er ist der Meister dieser Zeremonie.
Konkurrenzprobleme mit Stefan Raabs Bundesvision Song Contest (BSC) hat das deutsche Qualifikationsritual dieses Jahr eigentlich keine: Die Raab-Veranstaltung bei ProSieben, als Konkurrenz zum Original erfunden, siecht. Der BSC, von Raab ausdrücklich ins Leben gerufen, um jüngeren Musikformaten Platz zu bieten, schaffte es am 14. Februar nur mäßig, die sogenannte Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen zu interessieren - die Quotentendenz seit Einführung der Show: fallend. Moral von der Geschicht: Raabs Bundesvision Song Contest mag sich mehr nach Viva und MTV anhören, den Showklassiker zu ersetzen vermag dieses Format wohl nicht.
Am Donnerstag um 20.15 Uhr beginnt die Show "Wer singt für Deutschland?" in der ARD. Das einzige Manko scheint nur, dass zeitgleich das Achtelfinale im Uefa-Pokal ausgetragen wird. Das ZDF strahlt ab 21 Uhr das Spiel von Bayer Leverkusen gegen den Hamburger SV aus. Beim NDR fürchtet man so um die Früchte der Arbeit der ARD am Projekt "Mit Pop verjüngt sich das Publikumsprofil": Fußball hat, gerechnet in Marktanteilen, noch jedes andere Programm uninteressant gemacht.
"Wer singt für Deutschland?", Donnerstag, 20.15 Uhr, ARD
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