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Europas Wirtschaft wächst wiederRaus aus der Rezession

Nachdem in den vergangenen anderthalb Jahren die Wirtschaftsleistung der EU stetig sank, legte sie nun wieder zu. Auch Spanien und Portugal geht es besser.

Auch in Deutschland legte das Bruttoinlandsprodukt um 0,7 Prozent zu. Bild: dpa

BRÜSSEL/BERLIN/Wiesbaden rtr/dpa | Die Euro-Zone hat die längste Rezession ihrer Geschichte überwunden. Die Wirtschaftsleistung legte im Frühjahr um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Zuvor war die Wirtschaft in den 17 Staaten der Währungsunion sechs Quartale in Folge geschrumpft. Von Reuters befragte Analysten hatten nur mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent gerechnet, nachdem die Wirtschaft noch zu Jahresbeginn um 0,3 Prozent geschrumpft war.

Für die entscheidenden Impulse sorgten die beiden Schwergewichte im Währungsraum: Die deutsche Wirtschaft legte um 0,7 Prozent zu. Positive Impulse im zweiten Quartal 2013 kamen vor allem aus dem Inland. Sowohl von den privaten als auch von den öffentlichen Haushalten wurde mehr konsumiert als im Vorquartal. Wie erwartet zogen zudem die Investitionen deutlich an. Das dürfte insbesondere an Nachholeffekten liegen: In dem ungewöhnlich langen und kalten Winter musste ein großer Teil der Bauproduktion zurückgestellt werden.

Ob die Unternehmen auch wieder mehr in neue Maschinen und Ausrüstungen investiert haben, geht aus den Zahlen nicht hervor und wird von Experten eher bezweifelt. Details legt das Bundesamt erst am 23. August vor. Zuletzt hatten die Unternehmer seit dem Schlussquartal 2011 ihre Investitionen auf Eis gelegt, weil sie durch die europäische Staatsschuldenkrise verunsichert waren.

Der Chefvolkswirt des Maschinenbauverbands VDMA, Ralph Wiechers, warnte kürzlich: „In Deutschland wird zu wenig investiert.“ Die Allianz bezeichnet die schwache Investitionstätigkeit als „Sorgenkind der deutschen Binnenkonjunktur“, und der DIW sieht im Mangel an Investitionen eine wesentliche Konjunkturbremse. „Die Unternehmen nutzen das günstige Finanzierungsumfeld bislang kaum. Sie halten sich mit ihren Ausgaben angesichts der nachhaltig getrübten Absatzperspektiven und der Unsicherheit bezüglich der Krise im Euroraum zurück“, sagte DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner.

Doch auch der Außenhandel trug zum Wachstum bei: Die Exporte stiegen im Vorquartalsvergleich etwas stärker als die Importe. Die deutschen Exporteure hätten damit die Delle aus dem Winterhalbjahr ausgebügelt, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Italien erholt sich

In Frankreich stieg das Bruttoinlandsprodukt überraschend deutlich um 0,5 Prozent stieg. Auch Italien kämpft sich unterdessen langsam aus der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Von April bis Juni schrumpfte die Wirtschaft nur noch um 0,2 Prozent. Es war das achte Quartal mit einem Minus beim Bruttoinlandsprodukt in Folge.

Auch Spanien sieht Licht am Ende des Tunnels: Die Wirtschaft schrumpfte nur noch minimal um 0,1 Prozent. Weiter in der Rezession stecken ebenfalls die Niederlande, hier ging es um 0,2 Prozent bergab. Überraschend positiv entwickelte sich die Wirtschaft in Portugal. Hier zog die Konjunktur erstmals seit rund zweieinhalb Jahren an - und zwar um 1,1 Prozent. In Zypern, das wie Portugal am Tropf internationaler Geldgeber hängt, schrumpfte die Wirtschaft hingegen um 1,4 Prozent zum Vorquartal.

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1 Kommentar

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  • Mich verwundert die Zurückhaltung der Investitionen der europ.Großbanken in der jüngern Vergangenheit, haben die doch Fehlinvestitionen in wirtschaftsschwache EU-Länder unter Druck der EZB von dortigen Steuerzahlern zurückerstattet bekommen.

     

    Die Wachstumszahlen von Irland wären von Interesse gewesen, hat doch dort die maßloseste Erpressung der EZB stattgefunden. Um EZB-Hilfen zu bekommen, nötigte man Irland, Fehlinvestitionen, die deutsche und franz.Großbanken tätigten, dem irischen Steuerzahler aufzubrummen. Die Wirtschaft wird auch dort aufgrund der " Investitionssicherheit" anziehen, aber die Menschen dort partizipieren nicht davon, sie verarmen in rasendem Tempo, ein Staatsbankrott steht möglicherweise bevor.

     

    Nicht wir Deutschen und Franzosen retten die Krisenstaaten, im Fall Irland, Portugal und Spanien wird umgekehrt ein Schuh daraus. Durch die staatl. Übernahme von Schulden der dortigen Banken, die sich Geld von deut. und franz. Großbanken liehen, wurde das europ. Großbankensystem gerettet und weiterhin behauptet Schäuble, systemrelevante Banken wären die heilige Kuh der europ. Wirtschaft und mussten gerettet werden. So können diese weiter wurschteln und auf Sand bauen.

     

    Die nächste Rezession lässt bestimmt nicht lange auf sich warten.