piwik no script img

Europäische Union und KapitalanlagenWas heißt hier grüne Wirtschaft?

Die EU arbeitet an einer einheitlichen Definition für „nachhaltige Kapitalanlagen“. Es drohen Verwässerungen, beklagen Umweltschützer:innen.

UmweltschützerInnen bemängeln: Kurzfristige Aufforstung soll als nachhaltig zählen Foto: Manngold/imago

Berlin taz | Hier muss nachgearbeitet werden, kritisieren Umweltverbände: Die Europäische Union gibt sich aktuell selbst Regeln dafür, was als „ökologisch nachhaltiges Handeln“ gilt. Die sogenannte Taxonomie soll Klarheit bei Politik und Wirtschaft schaffen, welche Kapitalanlagen nun wirklich grün sind und welche nicht – damit Kapitalströme in Richtung Klimaschutz fließen und nicht nur Geld mit grünem Marketing gescheffelt wird.

Mitte Dezember endete eine Konsultationsphase, in der die Öffentlichkeit zu den ersten beiden Gesetzentwürfen Stellung nehmen durfte. Diese hatte die EU-Kommission vorgelegt. Es geht dabei um die Reduktion von Treibhausgasen sowie die Anpassung an die Klimakrise. 131 Nichtregierungsorganisationen haben beklagt: Die EU-Kommission habe sich teilweise nicht an die Empfehlungen der Technischen Expertengruppe gehalten, die sie selbst einberufen hatte.

Zum Beispiel soll auch kurzfristige Aufforstung als nachhaltig zählen, obwohl sie den Klimanutzen von Wäldern insgesamt sogar senken könne, bemängeln die Umweltschützer:innen. Auch die Verbrennung von Holzbiomasse zur Energiegewinnung dürfe nicht als klimafreundlich gelten. Der Emissionsgrenzwert für Wasserstoff liege außerdem höher als von der von den Ex­per­t:in­nen empfohlene. Insgesamt zehn Kritikpunkte haben die NGOs auf ihrer Liste.

„Klimaschädliche Aktivitäten dürfen in der Taxonomie keinen grünen Anstrich erhalten“, meint Matthias Kopp vom Umweltverband WWF. „Wenn die EU-Kommission einzelne Empfehlungen der Technischen Expertengruppe ignoriert, dann wird die Grundidee der EU-Taxonomie, auf der Basis eines klaren und stringent aufgestellten Regelbuchs, Kapital in nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten zu leiten, geschwächt oder gar durchkreuzt.“

Die EU arbeitet im Rahmen der Taxonomie nicht nur an Kriterien für klimafreundliche Kapitalanlagen. Insgesamt soll es um sechs Umweltziele gehen, dazu gehören auch der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft, der Schutz der Boden- und Meeresressourcen oder die Wiederherstellung der Artenvielfalt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!