Europa League jetzt ohne Werder: Wahnwitziges Spektakel
Trotz eines rasanten Spiels und acht Toren, ist Werder Bremen an Valencia gescheitert. Da auch die Meisterschaft nicht mehr zu holen ist, soll eben der DFB-Pokal an die Weser gebracht werden.
BREMEN dpa | Das bittere Ende ihrer Europa-Tournee war kaum verdaut, da dachten die niedergeschlagenen Bremer Pokal-Spezialisten schon an ihre letzte Titel-Chance. "Der DFB-Pokal ist das einzige, was uns noch übrig bleibt", bilanzierte Clemens Fritz nach dem Aus in der Europa League.
Zuvor hatte Werder beim 4:4 gegen den FC Valencia ein wahnwitziges Fußball-Spektakel geboten, das einen ratlosen Per Mertesacker hinterließ. Warum der Bundesliga-Sechste trotz eines Offensiv-Feuerwerks und großartiger Moral die lange Liste der "Wunder von der Weser" nicht erweitern konnte, war dem Nationalverteidiger ein Rätsel: "Es ist schwer zu erklären, warum wir ausgeschieden sind", sinnierte Mertesacker nach dem Achtelfinal-Rückspiel.
90 Minuten war es bei dem "offenen Schlagabtausch" (Hugo Almeida) hoch und runter gegangen, Werder besaß Chancen für drei Partien. Und trotz des 1:3-Halbzeitrückstands hatten die Vorjahresfinalisten "das Gefühl, sehr nah am Weiterkommen zu sein", wie Mertesacker schilderte. Auch auf den Rängen wurde in der Pause in Erinnerungen gekramt, wann zuletzt ein schon verloren geglaubtes Europapokal-Spiel gedreht wurde. Doch Valencia tat dem DFB-Pokalsieger nicht den Gefallen, der Bremer Clubhistorie ein ruhmreiches Kapitel hinzuzufügen. "Das ist kein Wunschkonzert, wo man durchmarschiert", sagte Mertesacker lapidar.
Dafür waren die spanischen Offensiv-Asse um den überragenden Dreifach-Torschützen David Villa (2./45./66.), Vorlagengeber David Silva und Juan Mata (15.) auch zu abgezockt. Das Trio nutzte die Räume, die ihnen die indisponierte Werder-Abwehr bot, gnadenlos aus. "Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Fehler gemacht und unsere Torchancen nicht verwertet. Das wird gegen solche Spieler sofort bestraft", führte Mesut Ozil als Grund für das "verlorene" Spiel an.
Werder-Kapitän Torsten Frings, der in seiner langen Karriere schon viele verrückte Werder-Partien miterlebt hat, haderte: "Vier Tore zu Hause müssen eigentlich reichen." Doch da Mertesacker und Co. vor allem dem EM-Torschützenkönig Villa viel zu viel Raum ließen, waren die Bremer Tore durch Almeida (26.), Frings (57./Foulelfmeter), Marko Marin (62.) und Claudio Pizarro (84.) nach dem 1:1 im Hinspiel zu wenig. Club-Boss Klaus Allofs grollte nach dem Fehlerfestival auf beiden Seiten: "Ein Fußballspiel auf diesem Niveau darf nicht 4:4 ausgehen."
Trotz der "großen Enttäuschung" (Mertesacker) versicherten die Werder-Profis einhellig, dass das Aus keinen Knacks nach sich ziehen werde. Einen Hänger kann sich das Team von Trainer Thomas Schaaf auch nicht leisten, wenn in der Liga noch der fünfte Rang erreicht und am Dienstag im Heimspiel gegen den Zweitligisten FC Augsburg der erneute Einzug ins nationale Cup-Finale perfekt gemacht werden soll. "In der Europa League sind wir rausgeflogen, die Meisterschaft ist verpatzt - unsere letzte Chance ist der DFB-Pokal", verdeutlichte Özil.
Obgleich Werder in der Liga bereits am Samstag gegen den VfL Bochum wieder ran muss, hat der deutsche WM-Hoffnungsträger den Blick schon ganz auf den Pokal-Wettbewerb gerichtet. Denn die Endspiel- Teilnahme gegen die Champions-League-Anwärter München oder Schalke garantiert wohl die erneute Qualifikation fürs internationale Geschäft. Und mit einem Cup-Coup in Berlin könnten die Bremer, geht es nach Özil, wie im Vorjahr eine durchwachsene Saison retten: "Wenn du wieder den Pott nach Bremen holst, ist alles gut."
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