Euro-Rettungsschirm herabgestuft: Ein "A" weniger
Nachdem Frankreich die Top-Bonität bei einigen Ratingagenturen verloren hat, musste nun auch der Euro-Rettungsschirm ESFS eine Herabstufung auf "AA+" hinnehmen.
WASHINGTON/BERLIN dpa/reuters | Die Ratingagentur Standard & Poor's hat dem Rettungsfonds EFSF nach der Herabstufung von neun Euro-Staaten die Bestnote "AAA" entzogen. Die Bonität werde nur noch mit der zweitbesten Note AA+ eingestuft, teilte die Agentur am Montag in Washington mit.
Der EFSF wies unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung von S&P darauf hin, dass die beiden anderen Bonitätswächter, Moody's und Fitch Ratings, den Fonds weiterhin mit dem Spitzenrating bewerteten. "Keine der beiden Ratingagenturen hat irgendeine Entscheidung über den EFSF in unmittelbarer Zukunft angekündigt", hieß es in einer Mitteilung.
EFSF-Chef Klaus Regling erklärte, die Kreditkapazität von 440 Milliarden Euro werde durch die Herunterstufung durch S&P nicht verringert. "Der EFSF hat genug Mittel, um seine Verpflichtungen unter den laufenden und potenziellen künftigen Anpassungsprogrammen zu erfüllen, bis der ESM seine Arbeit im Juli 2012 aufnimmt."
Standard & Poor's hatte Frankreich und Österreich am Freitag vom Spitzenrating herabgestuft sowie sieben weiteren Euro-Staaten wegen wachsender Risiken in der Schuldenkrise schlechtere Noten verpasst. Inzwischen haben nur noch vier Euro-Staaten – neben Deutschland die Niederlande, Finnland und Luxemburg – bei S&P die Bestnote.
Da die Bestnote für den EFSF maßgeblich durch die entsprechende Bewertung von sechs der 17 beteiligten Euro-Staaten abhängt, war absehbar, dass auch der Fonds zurückgestuft würde. Die Bundesregierung hatte bereits vor der Abstufung betont, die Finanzierung des Fonds sei sicher. Es müsse sich nichts am Volumen des Hilfsfonds ändern.
Der EFSF wurde im Mai 2010 geschaffen, nachdem Griechenland als erster Euro-Staat mit einem Kreditpaket der Partnerstaaten vor der Pleite gerettet werden musste. Er nimmt mit Garantien seiner Mitgliedstaaten Kredite am Kapitalmarkt zur Finanzierung hoch verschuldeter Euro-Länder auf, die sich nicht mehr selbst zu tragbaren Kosten finanzieren können.
Portugal und Irland waren die ersten Nutzer des Fonds, auch Griechenlands zweites Rettungspaket wird über den EFSF gestemmt. Im Juli soll er aber vom permanenten Rettungsmechanismus ESM abgelöst werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!