: Erzählte Abenteuer
Munteres Solo gegen die Furcht vor der Dunkelheit: „Reise in die Nacht“ hatte im Fundus Theater Premiere
Die „kleine Frau“ kennt sich aus: Kinder haben Angst – davor, allein aufs Klo zu gehen, dass die Eltern sterben, manche sogar vorm Eis essen und bestimmt alle vor der Dunkelheit. Aber ihr ist auch klar, denn sie hat es selbst erlebt, dass man was dagegen tun kann. Sie ist ausgezogen, die Dunkelheit kennen zu lernen. Irgendwann früher mal. Und zehrt heute noch davon.
Katrin Lowitz vom Theater FunkenFlug braucht nicht viel, um Fünfjährigen spielerische Tipps zu geben, wie sich leicht mit Erlebnissen im Finstern umgehen lässt. In ihrer Reise in die Nacht, die jetzt Premiere hatte, nennt sie an erster Stelle Mut. Aber auch Taschenlampe, Regenschirm, Käsebrot, Leine, Bettzeug und Plane können helfen, wenn es ans erste einsame Zelten draußen geht. Das heißt, man muss sich Hilfsmittel zurechtlegen, und wenn man dafür einen riesigen Koffer braucht.
Unter der Regie von Marc Lowitz zeigt die Solistin sich vor allem als Komödiantin. Nie lässt sie die demonstrierte Angst ins Publikum überspringen, stets ist ein Augenzwinkern im Spiel, wenn brenzlige Situationen auftreten. Selbst das langsame Abdunkeln der Bühne kündigt sie behutsam an. Ruhig erzählt sie ihre Abenteuer: von der Begegnung mit einem frechen Vogel, der aus einem Regenschirm entsteht, von den Hasen, denen sie nur mit ihren Fingern Gestalt verleiht, vom Fuchs, den sie aus ihrem roten Umhang formt.
Und was ihr gut tut wie Pfeifen im Dunklen, sind viele muntere Liedchen, die sie im Gepäck hat. Thomas Pohle hat dazu die Melodien komponiert, die Katrin Lowitz dem überraschungsgeladenen Überseekoffer als Begleitung entlockt. Sie verleiten zum Mitsummen, so wie ihre Lautmalereien und Gesten zum Nachahmen locken: Theater mit Langzeitwirkung. Oliver Törner
„Festival Hamburger Kindertheater“ noch bis 26.9., Fundus Theater, Tel. 250 72 43, www.fundus-theater.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen