Erster Mandatsträger für Österreichs Piraten: Pirat in Lederhosen
Österreich hat mit Alexander Ofer den ersten Parlamentarier der Piratenpartei. Im Insbrucker Gemeinderat will der gelernte Koch Netzpolitik machen.
Ein typischer Pirat sieht anders aus. Alexander Ofer präsentiert sich auf seiner Website in Lederhose. An dieses Kleidungsstück hat er sich gewöhnt, als er im Bayerischen auf Berghütten servierte: „Damit ist man immer gut gekleidet.“
Der gelernte Koch ist mit 38 Jahren auch eher alt für einen Computer-Nerd. Aber Tirol ist anders. Vor allem die Landeshauptstadt Innsbruck. Da wird Ofer demnächst als erster Pirat Österreichs in einer Volksvertretung sitzen.
3,9 Prozent erreichten Innsbrucks Piraten auf Anhieb am Sonntag bei den Gemeinderatswahlen. 1.816 Stimmen reichten dank extrem niedriger Wahlbeteiligung für ein Mandat im 40-köpfigen Stadtrat. Ganz überraschend kam das für den Piratenstammtisch nicht. „Mit einem Drittel dessen, was Piraten in Deutschland kriegen, haben wir gerechnet“, sagt Ofer.
Die Rechnung ging auf, obwohl Tirols Piraten sich von den deutschen Kollegen gewaltig unterscheiden. Da gibt es Rechtsanwälte, Architekten und Menschen über 40. „Auch mit Frauen haben wir kein Problem“, sagt Ofer. Am Piratenstammtisch säßen zu einem Drittel Piratinnen.
Seine politische Heimat verortet Ofer in der Gewerkschaftsjugend. Dort störten ihn aber die „roten Strukturen“. Vier Jahre arbeitete er in Bayern, wo er seine Ex mit der heute 14-jährigen Tochter zurücklassen musste. Auch beruflich orientierte er sich neu: von der Küche zum Web. Nach seiner Rückkehr gründete der Webmaster 2006 mit Freunden die Tiroler Piraten.
Die Gefahr, in den Dunstkreis der Rechten zu geraten, die in manchen deutschen Bundesländern gesehen wird, bestehe in Innsbruck nicht, beteuert Ofer. „Wir sind grüner als die Grünen und röter als die Roten.“
Im Landtag will er sich für die Einrichtung eines Onlineressorts einsetzen. Zunächst soll damit die Politik transparenter werden und Bürger die Möglichkeit haben, per Internet ihre Meinung abzuladen. Ofer träumt von Plebisziten per Mausklick.
Wie jeder gute Tiroler ist Ofer gern in den Bergen. Aber er nimmt lieber die Seilbahn als den Wanderstab. Sein Mandat ist für den Mann, der seit zehn Jahren von Sozialhilfe lebt, auch persönlich ein Glücksfall: „Ich bin in Österreich nicht mehr vermittelbar.“
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