piwik no script img

Erster "Boys Day" in DeutschlandBoys will be Girls

Es ist Boys Day: Jungen erhalten Einblick in typische Frauenberufe, in Altenheimen, Kitas und Bäckereien. Der Andrang ist groß. Wird der Tag etwas ändern?

Wasserspäßchen machen geht bei Jungs immer. Und sonst so? Bild: dpa

David, 12, drückt zackig auf der Fernbedienung herum. Mit einem Ruck schießt das Bett, das mit dem Kabel verbunden ist, in die Höhe. Dustin, 13, kichert. Eigentlich sollen die beiden Jungs lernen, wie man ein Krankenbett verstellt, wenn jemand darin liegt, der alt ist und Schmerzen hat. Aber "Pflege und so, das ist nichts für uns", sagen sie.

Die beiden Jungs stehen in einem Unterrichtsraum der Gesellschaft für Pflegeberufe in Marzahn-Hellersdorf in Berlin, einer Fachschule für Pflege-, Heilerziehungsberufe und Altenpflege. Der Blick aus dem Fenster fällt auf hohe Neubauten und Industriebrachen. Im Nebenraum rühren sechs andere Jungs in einem Topf Tomatensauce zusammen. Altenpfleger und Sozialassistenten müssen auch kochen können.

David, Dustin und die anderen gehen in die 7. Klasse der 2. Gemeinschaftsschule im Bezirk. Gerhard Martinka hat sie hierhergebracht, an einem ganz normalen Schultag. Der grauhaarige Mann ist Projektleiter bei Dissens, einem Verein, der seit vier Jahren Jungen in die Pflegefachschule schickt. "Sie sollen typische Frauenberufe kennenlernen", sagt Martinka: "Vielleicht wollen sie ja später mal so was machen."

Genau das will der Boys Day erreichen, der am Mittwoch zum ersten Mal stattfand: Jungen für typische "Frauenberufe" sensibilisieren. Rund 34.000 von ihnen können ab der 5. Klasse in bundesweit 4.100 Veranstaltungen einen Schnuppertag einlegen: in Kitas, Altenheimen, in Schneidereien an der Nähmaschine und in Bäckereien als Verkäufer.

Der Boys Day ist das Pendant zum Girls Day, der seit elf Jahren im April stattfindet und Mädchen für typische Männerberufe begeistern will: in Technik, Bau, Elektronik oder Naturwissenschaften.

Männer in der Pflege werden gebraucht. In den kommenden zehn Jahren werden rund 100.000 Fachkräfte fehlen, prognostizieren Experten. Derzeit sind Männer in Pflege- und sozialen Berufen rar: Nur etwa 14 Prozent der Beschäftigten in Pflegeberufen sind männlich, in den ambulanten Diensten sind es nicht einmal 10 Prozent. Nur 2,4 Prozent der Kita-ErzieherInnen sind keine Frauen, es gibt gerade mal 1,7 Prozent Bürokaufmänner.

Der Boys Day soll helfen, das zu ändern. "Er bietet Einblicke in interessante und chancenreiche Berufe, von denen viele Jungs bislang noch gar keine richtige Vorstellungen hatten", hofft Familienministerin Kristina Schröder (CDU). Ihr Ministerium unterstützt den Tag mit 1,56 Millionen Euro. Der Andrang ist groß, die Plätze sollen ausgebucht sein.

"Haushaltsführerschein"

Dustin und David ziehen um in die Küche. Sie binden sich eine Schürze um. Gleich werden sie Spaghetti Carbonara kochen.

Der Boys Day stößt auf allgemeine Zustimmung. "In der Sorge für Kranke und Ältere sollten wir nicht auf die Kompetenzen von Männer verzichten", sagt Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, Vizepräsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege. Soziale, pädagogische und Pflegeberufe werden "an Bedeutung gewinnen", glaubt auch Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt: "Dafür brauchen wir männliche Fachkräfte."

Wird die der Boys Day bringen? "Der Boys Day ist ein niedrigschwelliges Angebot, das das Berufsspektrum von Jungen erweitern soll", sagt Carmen Ruffer vom Kompetenzzentrum Technik in Bielefeld. Die Einrichtung bietet bereits seit sechs Jahren in verschiedenen Städten Boys Days an. Auf der Webseite kann man nachlesen, wie Jungen den Tag erleben.

Dennis, 12, aus Kirchlengern zum Beispiel hat vor zwei Jahren einen "Haushaltsführerschein" gemacht: Fenster putzen, bügeln, waschen. "Ich fand den Tag sehr lehrreich, weil ich viele Sachen gelernt habe, die Mütter jeden Tag machen", schreibt Dennis. Alex, 14, war in einem Kindergarten. Er sei von den Kindern gefeiert worden wie ein Rockstar, schreibt er. Anderen Jungs rät er: "Nehmt euch etwas zu essen mit, denn es kann passieren, dass ihr vom Mittagessen nichts abbekommt."

Jens Krabel von der Initiative Mehr Männer in Kitas fordert, dass LehrerInnen den Boys Day "gut vor- und nachbereiten sollen": "Sonst kann der Tag auch kontraproduktiv sein."

Dustin und David essen ihre Spaghetti jetzt selbst. Den Tag in der Pflegeschule fanden sie "voll okay". Aber eigentlich interessieren sie sich doch mehr für Technik.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

27 Kommentare

 / 
  • TH
    Th. Hintze

    Umerziehung von Kindesbeinen an. Und wenn das nicht ausreicht eine Quote.

     

    Warum lässt man den Menschen nicht einfach die Freiheit selbst über ihr Leben zu entscheiden?

     

    Wenn eine Frau in die Altenpflege möchte - gerne. Wenn ein Mann das möchte - gerne. Wenn eine Frau Ingenieur werden will - warum nicht? Wenn ein Mann Ingenieur werden will - warum nicht?

     

    Wenn aber der Staat vorschreibt wer gefälligst was zu werden hat - NEIN DANKE!

     

    Das ist Totalitarismus pur!

  • H
    HomoTechnicus

    @whereismymoney

     

    "Die" (Städte und Gemeinden) bezahlen nach TVöD, welcher keine Ungleichbehandlung nach Geschlecht vorsieht.

  • W
    whereismymoney

    @RichardT

     

    Das liegt daran, dass die den Frauen weniger zahlen. (Abgesehen natürlich von Vorurteilen und "verkrusteten" Strukturen.)

  • S
    Stephanie

    Also eigentlich gibt es auch den Boys Day schon seit einigen Jahren, zumindestens in Hessen und NRW.

     

    Und ob dieser Tag wirklich etwas ändert bezweifel ich sehr stark. Ich hab heute morgen 3 Jungs zu ihren Einsatzstellen begleitet und wie in den letzten Jahren ging es den meisten Teilnehmern darum nicht in die Schule zu müssen.

     

    Außerdem wussten zumindest die Drei die ich begleitet hab schon ziemlich genau was sie später mal werden wollen: Mechatroniker, Programmierer und Ingenieur...

  • SP
    stanislaw petrowski

    boysday... das hatte ich 20 monate als zivi... heißt: ein ziemlich dünnes brett, was da gebohrt wird von der frauenbewegung...

  • M
    Max

    Prinzipiell ne tolle Sache, aber ich möchte die junge Dame sehen, die sich für einen Windelwechselnden Kitabetreuer interessiert. Oder was passiert, wenn sie merkt, daß ihr neuer Freund für einen Hungerlohn im Altersheim buckelt und kaum Aufstiegschancen hat.

     

    Es gibt ja nicht nur die bösen, bösen Männer, die Frauen in unterbezahlte Berufe drängen (tun sie das wirklich?), sondern es gibt auch Frauen (wahrscheinlich die Mehrheit) die heimlich doch erwarten, daß ihr Lebenspartner einen tollen Beruf mit hohem Verdienst hat. Sorry, aber so ist es.

  • E
    exgutmensch

    Schön, daß wir jetzt bald die vielen männlichen Pflegefachkräfte aus Nordafrika hier haben werden.

  • Q
    qed

    Frauen in die Vorstände, Männer an den Herd und in schlecht bezahlte Berufe- so kann man das mit Millionenaufwand betriebene feministische Propagandaspektakel auf einen Nenner bringen. Einfach krank, sowas.

    Und ein junger Mann, der noch alle Tassen im Schrank hat, wird niemals sich dazu hergeben, als Kindergärtner mit perverser 'Genderpädagogik' die Kleinen zu versauen. Außerdem steht er immer mit einem Bein im Knast: siehe Montessori- Skandal zu Münster und ungezählte mehr. Falsche Anschuldigung und Verleumdung ist nämlich die Königsdisziplin des feministischen Diskurses, derzeit original zu bestaunen im Kachelmann- Prozess.

  • TG
    Thorsten Gorch

    Es werden nicht "100.000 Fachkräfte" in der Pflege fehlen, es werden 100.000 Fachkräfte fehlen die sich zu HIV Sätzen einen stressigen Beruf antun wollen.

    Bezahlt die Leute besser dann funktioniert das schon.

  • H
    HomoTechnicus

    Seit vielen Jahren sind Millionen an Steuergeldern in die Girls' Days geflossen; geändert hat sich an den niedrigen Frauenquoten in Naturwissenschaft und Technik so gut wie nichts (obwohl Bezahlung und Arbeitszeiten dort im Gegensatz zum sozialen Bereich vergleichsweise gut sind).

    Warum noch mehr Geld verschwenden im quijotesken Kampf gegen die in Millionen Jahren Evolution begründete Tatsache, dass sich Männer im Allgemeinen eher für technische Zusammenhänge interessieren und Frauen eher für soziale?

     

    Weiterhin muss man leider davon ausgehen, dass man Jungen nur dann häufiger für Pflegeberufe begeistern können wird, wenn man sie über die mitunter unmenschlichen Arbeitsbedingungen in diesem Bereich täuscht. Ich persönlich fände das verwerflich.

  • MW
    Marc Weber

    Ich hatte ein Boysday schon vor 2-3 Jahren. Damal waren wir in einem Altenheim.

     

    Mir hat es nicht viel gebracht, (außer einen Tag weniger Schule) da ich eh schon wusste das ich Schule weiter machen werde.

  • R
    RichardT

    Ich bin Hausmann.

     

    Auf meine Bewerbung bei der Stadt für einen Teilzeitwiesereinstiegsjob hiess es in dem Bereich werden Frauen bevorzugt eingestellt.

     

     

    Jungs, bleibt im Job ihr seid immer nur die Deppen.

  • EU
    Eric Untermann

    Viel Spass dabei, nachweislich wirkungslosen Mist für Mädchen nun auch bei Jungen anzuwenden. Der Girls day (wer hat eigentlich diese hirnamputierte Bezeichnung eingeführt, statt "Zukunftstag" zu nehmen?) er erwiesen keine signifikanten Auswirkungen auf die Berufswahl. Statt reguläre Schultage durch längst überholte Gender-Ideologien zu ersetzen, würde wohl lernen an diesem Tag mehr für die Zukunft der Kinder bringen.

     

    Was sollen eigentlich Jungen mit Haushaltsführerschein? Erstens hat man Tätigkeit im Haushalt geradezu vergiftet, Frauen sollen gefälligst arbeiten, Kinder sollen in die Krippe, Umsätze machen, Steuern zahlen, ausgenutzt werden. Und das will man jetzt Männern schmackhaft machen? Mit welcher Begründung eigentlich?

     

    Wenn schon Haushaltsführerschein, dann für alle. Aus meiner Zeit im Studenwohnheimein und Wohngemeinschaften würde ich sogar sagen: Das haben seit vielen Jahren Frauen viel dringender nötig wie Männer. Aber auch dies ist nicht Aufgabe der Schule. Wir können nicht alles in Schulen machen, was in Gesellschaft und Familie schiefläuft.

  • N
    Neville

    So lange soziale Arbeit nicht adäquat entlohnt wird und auch so schlechte Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bietet, so lange werden diese Berufe (Pfleger, Erzieher, etc..) für alle Menschen unattraktiv sein - egal ob Mann oder Frau.

  • S
    Sundokan

    Das wurde auch mal Zeit! So gut ich den Girls-Day finde: das die Jungs den Tag zur Schule trotten müssen während die Mädchen was erleben dürfen war schon sehr ungerecht.

     

    Völlig ungewöhnlich ist das natürlich nicht. Viele junge Männer haben ein Jahrespraktikum im sozialen Sektor gemacht: als Zivis in der Kranken- und Altenpflege, im Behindertenfahrdienst oder mobilen sozialen Dienst. Ich habe da durchaus etwas gelernt (man glaubt nicht wie wenige Leute wissen wie man einen Schrubber benutzt), bin aber dann doch Naturwissenschaftler geworden.

    Girls- und Boys-Day werden sicher nicht zu ausgeglichenen Geschlecherverhältnissen führen. Sie werden aber zu mehr Verständniss beitragen. Jede Stahlkocherin und jeder Kindergärtner sind für sich ein kleiner Erfolg.

  • T
    Talon

    Und schon geht sie voran, die Jungenumerziehung. Frei nach Alice Schwarzer "Wenn es unsere Mädchen mal leichter haben wollen, müssen es die Jungs schwerer haben". Da Mädchen mit Jungs im Berufsleben nicht mithalten können, wird nun versucht, möglichst viele Jungs aus dem Berufsleben rauszuhalten. Lieber Kinder, Küche, Kirche. Mussten da nicht erst die Frauen von befreit werden. Warum wird das den Jungs jetzt angeboten? Warum nicht interessante und gutbezahlte Berufe, wie Juristen oder Mediziner?

  • N
    nania

    Leider wird sich kaum was ändern. Zwar habe ich das Gefühl, dass immer mehr Frauen in Männerberufe streben, aber weniger Männer in typische Frauenberufe, wie etwa in der Pflege.

     

    Hat auch etwas mit dem Bild in der Gesellschaft zu tun. Was z.B Kindergärtner angeht, ist es immer wieder erschreckend zu hören, dass Eltern ihre Kinder aus dem Kindergarten nehmen, weil "da ein Mann arbeitet." Also ob alle Männer, die gerne mit Kindern arbeiten, pädophil wären..... Das ist furchtbar und trägt dazu bei, das Männer diesen Beruf nicht ergreifen wollen.

     

    Dazu gehört, dass viele der typischen Frauenberufe, gerade in der Pflege notorisch unterbezahlt sind. Da hilft ein "Boys Day" nicht oder nur bedingt.

  • H
    Holzwurm

    Die Plätze sind nur deshalb ausgebucht, weil man den Jungs durch die Schulen explizit verboten hat an Veranstaltungen zu Berufen teilzunehmen, in denen Männer schon ausreichend repräsentiert zu sein scheinen. Die Interessen der Schüler wurden dann einfach ignoriert oder sie wurden von den Lehrerinnen solange unter Druck gesetzt, bis sie auch an Veranstaltungen teilnahmen, die sie in keiner Weise interessieren. Es ist mir nicht bekannt, dass auf Schülerinnen ähnlicher Druck ausgeübt wird.

  • R
    Robert

    Eins verstehe ich nicht: warum müssen mit quasi aller Gewalt und hohem finanziellen Aufwand am Girlsday Mädchen technisch-naturwissenschaftliche Berufe nahegebracht werden und am Boys Day den Buben die Pflegeberufe?

    Sinnvoller wäre doch, die spezifisch zu fördern, die eh schon für ein bestimmtes Gebiet motiviert sind (und schon aus diesem Grund viel wahrscheinlicher irgendwelche Höchstleistungen bringen).

     

    Man kann doch den Hund nicht zum Jagen tragen (wie ein altes Sprichwort feststellt), und wenn bestmöglich individuell gefördert wird, dann sind auch die Ergebnisse am unterschiedlichsten. Wer kann ein Interesse an "Gleichstellung" haben, mit der man doch höchstens ein knapp mittelmässiges Ergebnis erreichen kann?

  • DS
    Dunken Sadovic

    Ich weiß nicht, wie lange man solchen Quark noch tröten will. Niemand zwängt irgendjemand in ein Rollenbild. Ich habe meinem Kind, trotz dessen ich ein Mann und NICHT phädophil bin, genauso viel Liebe und Nähe entgegengebracht wie meine Frau. Ein Rollenbild hat mich dabei nicht interessiert. Was mit den sinnlosen Girlsday begann, gipfelt jetzt in einem schwachsinnigen Pendat, dem BoysDay. Leute, lasst den Quark einfach und macht wie vor 20 Jahren einfach eine "Berufsberatung" und gut ist es! Was soll der Quatsch mit der gewünschten Auflösung der Geschlechter? Männer und Frauen sind und bleiben unterschiedlich und lassen sich nicht zu einem feministischen Einheitsgenossen umverbiegen. Es gibt Unterschiede und das ist auch gut so, weil diese sich sinnvoll ergänzen. Was hier und heute mit Gewalt verbogen wird, dass wird sich in 20 Jahren mit einem gewaltigen Plauz wieder "entspannen". Mit Kindern macht man keine Experimente, aber genau das wird hier versucht. Denkt denn hier in diesem Staat niemand mehr mit? Lasst endlich unsere Kinder zufrieden und erhaltet ihnen lieber ihre Väter und Familien.

  • I
    Ichstehhiernursorum

    Warum eigentlich dürfen die Jungen keine lukrativen und prestigeträchtigen "Frauenberufe" kennenlernen? Ärztin, Zahnärztin, Juristin, Psychologin, Pharmazeutin, Veterinärin, Biologin um nur einige zu nennen. Diesen Berufen wird der frische Wind, den der männliche Blickwinkel mit sich bringt nur gut tun, wir können es uns gar nicht erlauben auf exzellent ausgebildete Männer in diesen Berufen zu verzichten!

  • A
    Achja

    Im Prinzip finde ich die Idee, dass beide Geschlechter alle Berufsaussichten kennenlernen nicht schlecht. Worum es hier aber wieder einmal geht: Jungs sollen gefälligst Platz machen für die Mädchen in den so toll bezahlten technischen Berufen. Mal davon abgesehen, dass es ohne Proteste diesen "BoysDay" nie gegeben hätte, manipulieren wieder einmal dieselben Leute, die auch die FrauenQuote in DAX Firmen gesetzlich manifestieren wollen an den Jungs, damit es Mädchen leichter gemacht werden soll. Wir leben aber in der "Gleichberechtigung", wenn auch nur auf dem Papier. Da sollten ALLE, ob Junge oder Mädchen, die selben Chancen erhalten. Also, Jungs und Mädels rein in die technischen Berufe und in die Pflegeberufe. Keine Quoten und keine Extrawürste mehr

  • K
    karen

    in hannover heisst es leider zukunftstag, und einige kinder bekommen von unlustigen lehrern zu spät die unterlagen und keinerlei anweisung, wo sie hingehen sollen. deswegen gehen die mädchen in den einzelhandel. von sorgfältiger vorbereitung keine spur.

  • TS
    Thomas Sch.

    Daß wir ein (noch) freies Land sind, ist wunderbar. Frei, heißt aber auch, daß ich entscheiden kann, ob ich lieber an der Wurstbude schon morgens Bier frühstücke oder ob ich lieber im Bett bleibe und fernsehe. Diese Freiheit will ich mir nun auch nicht nehmen lassen. Wenn es nun zu wenig weibliche Autoraparateure geben soll, dann müßte man logischerweise natürlich auch einen gewissen Anteil an Frauen zwingen, diesen Beruf (bei dem man immer schmutzige Hände hat) zu erlernen, oder ? Ebensogut müßte man gerechterweise eine Menge Jungs zwingen, Krankenschwester, bzw. "-bruder" zu werden, ohne daß die das wollen. Diese Frauenquote soll nun die Welt verbessern ? Sollten wir die Frauen also als schützenswerte Minderheit bezeichnen, was glauben Sie denn dann, was passiert ? Dann kommen alle anderen echten und vermeintlichen Minderheiten und wollen alle gerechterweise ihren entsprechenden eigenen Quotenanteil. Das heißt, daß ich in meinem Betrieb eine Stelle dann quotengerecht besetzen muß: Eine linkshändische, ostdeutsche Raucherin mit Geh- oder Sehbehinderung, Migrationshintergrund und zwei kranken Kindern. Mit deutscher Gründlichkeit kommt das dann so. Hihi, da das so natürlich nicht geht, könnte man ein Punktesystem einführen, daß jede Benachteiligung gerecht bewertet. Das wiederum könnte eine "Benachteiligungsausgleichspunkekommission" machen, .......

    Merkt denn keiner, wohin die Reise geht ? Das kommt einem ja schon in der Phantasie vor wie in der Sowjetunion.

  • UE
    Ulrich Ehlers

    Also dann ihr Boys,

    mein Rat als Altenpfleger (lang gedient-25 Jahre): Der Beruf ist spannend und abwechslungsreich, ich arbeite in der ambulanten Pflege, aber: die Bezahlung ist mies, wenns "gut" läuft, 10 Euro netto die Stunde, es läuft aber nicht "gut". Die Arbeitsbedingungen: Wochenenddienst, Schichtdienst, ständig wechselnde Schichten, einspringen für kranke Kolleginnen und Kollegen. Vollzeit wird kaum noch angeboten, nur noch Teilzeit, wenn jemand also "Geld" verdienen will, vergiss es.

     

    Und dann ist sa ja auch noch die Arbeit. Sie macht mir Freude, sonst wäre ich ja nicht so lange dabei, aber psychisch muss du voll auf der Höhe sein, dich voll auf die "Alten" ein lassen und du muss "teamfähig" sein und noch arbeiten dort 95% Frauen, als Mann ist man nicht nur der "Hahn im Korb".

     

    Positive Veränderungen, wie sie die Politiker immer mal wieder gebetmühlenartig herunter leiern, habe ich in der ganzen Zeit nicht erlebt, Veränderungen finden so nicht statt: Pflegekräfte aus polen oder Russland zu holen ändert nichts an den o.g. Bedingungen, verschlechtern sie höchstens.

     

    So lange der Pflegeberuf so schlecht bezahlt wird, sich die äußeren Bedingungen nicht ändern, so lange ändert sich nichts.

     

    Wenn du von deinem Beruf nicht leben kannst, ich geh bald (nach 49 Berufsjahren) mit 1000 Euro in Rente, dann kann ich dir vom Pflegeberuf nur abraten.

     

    PS: Und Zeit, Zeit gibt es überhaupt nicht mehr für die zu betreuenen Menschen in der Pflege. Zeit kostet Geld und das stecken wir lieber in so Projekte wie Eurorettungsschirm, Elbphilharmonie oder Stuttgart 21.

     

    Die Menschen, die hier leben, die alt und krank werden, die haben keine Lobby.

  • M
    Markus

    Ich denke, dass es einfach - wie so vieles im Leben - länger braucht, bis sich Denkmuster ändern. Aber bei diesem Tag geht es ja darum, Chancen zu nutzen, indem man sich etwas anschaut, was man sonst nicht auf dem Radar hätte.

     

    Ich selber auch Zivi & wusste danach, dass ich im sozialen Bereich nicht arbeiten möchte. Aber viele sind da damals auch hängengeblieben, weil sie eben gemerkt haben, dass es etwas für sie ist.

     

    Interessant finde ich übrigens die Auswertung nach Ländern: http://www.hauptsache-bildung.de/2011/girls-und-boys-day-welches-bundesland-bietet-am-wenigsten-fur-unkonventionelle-jungs-und-madels/

     

    Da zeigt sich dann schon, dass das Thema Boys Day (und auch Girls Day) recht unterschiedlich angeboten werden. Schade eigentlich...

  • B
    Bruno

    Der Boys Day ist eine einzige Frechheit. Während Mädchen beim Girls Day gut bezahlte und anspruchsvolle Jobs wie Ingenieurin oder IT-Spezialistin nahegelegt werden, werden Jungs am Boys Day genau die Jobs angedient, aus denen man die Mädchen gerade raus haben will. Altenpflegehelfer, Bäckereiverkäufer, Friseur, Haushaltshilfe. Dabei gibt es durchaus qualifizierte Berufe mit niedrigem männlichen Anteil. Arzt, Tierarzt und Biologen z.B.

    Offenbar geht es den MacherInnen des Boys Days nicht um gute berufliche Chancen für Jungs, sondern um Besserstellung von Mädchen zu Lasten von Jungs.