Erster Besuch eines US-Präsidenten: Birma euphorisch über Obama
„Sie sind unser Held“: US-Präsident Obama hat bei seinem ersten Besuch in Birma Begeisterung ausgelöst. Er lobte die ersten Reformschritte im Land, forderte aber noch mehr Anstrengung.
RANGUN dpa/afp | Tausende Schaulustige haben US-Präsident Barack Obama bei seinem historischen Besuch im einstigen Paria-Staat Birma am Montag begeistert empfangen. Er ist der erste amtierende US-Präsident, der in das Land kommt.
Obama traf Präsident Thein Sein in der Hafenstadt Rangun, der dafür seine Teilnahme am Gipfel der Südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean im Kambodscha unterbrechen musste.
Die Reformschritte, die Thein Sein eingeleitet habe, seien erst der Anfang eines langen Wegs, sagte Obama anschließend. „Aber wir glauben, dass der Prozess demokratischer und wirtschaftlicher Reformen, die hier eingeleitet worden sind, Birma unglaubliche Entwicklungschancen öffnet.“
Küsschen für Suu Kyi
Anders als am Vorabend, als er den Besuch gegen Kritiker verteidigte, benutzte Obama die offizielle Bezeichnung Birmas, Myanmar. Am Sonntag in Bangkok hatte er noch von „Burma“ gesprochen. Obama traf anschließend mit Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zusammen.
In ihrem Beisein versprach Obama fortdauernde Unterstützung, wenn das Land auf Reformkurs bleibt. „Unser Ziel ist es, der Demokratisierung weitere Schwungkraft zu gebe“, sagte Obama nach seinem Gespräch mit Suu Kyi in ihrem Haus in Rangun. Mit Küsschen auf beide Wangen und herzlicher Umarmung demonstrierten beide Einigkeit. Sie vertraue auf US-Hilfe in den schwierigen Zeiten, die noch vor Birma lägen, sagte Suu Kyi. Anschließend war eine Rede an der Universität Rangun eine Rede halten.
Ein großes Herz
Während die Sicherheitskräfte in Flughafennähe zunächst nur ein paar hundert ausgewählte Schulkinder und andere organisierte Fähnchenschwinger zugelassen hatten, wurden die Menschenmassen in Richtung Stadt immer größer. Das berichteten Reporter, die in der Autokolonne des Präsidenten mitfuhren. Die Menschen brachen spontan in „Amerika“-Rufe aus. Einige Schaulustige hielten Plakate hoch: „Sie sind unser Held“ und „Mr Obama, wir lieben Sie!“ stand darauf, wobei anstelle des Wortes „lieben“ ein großes Herz zu sehen war.
Obama hatte die Reise in Bangkok gegen Kritiker verteidigt, die darin eine viel zu frühe Anerkennung einer nach wie vor vom Militär gesteuerten Regierung sehen. Birma war seit 1962 eine Militärdiktatur. Die letzte Junta startete die vorsichtige Öffnung mit gelenkten Wahlen 2010. Thein Sein, der einstige Regierungschef der Junta, wurde Präsident. Er hat Skeptiker mit seinem Reformeifer überrascht.
Obama sagte, er wolle mit seinem Besuch Impulse für weitere Reformen geben. Man könne nicht auf eine perfekte Demokratie warten. Der Präsident reist anschließend zum Asean-Gipfel nach Phnom Penh weiter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt