Erste saudi-arabische Fashion Week: Modisches Empowerment in Riad
Am Dienstag wurden die ersten internationalen Modeschauen in Saudi-Arabien eröffnet. Männer und Kameras sind verboten.
Im luxuriösen Ritz-Carlton-Hotel in Riad findet sie statt: die erste Fashion Week Saudi-Arabiens. Für die viertägige Veranstaltung sind saudi-arabische Designer und europäische Giganten wie Jean Paul Gaultier und Roberto Cavalli angereist. Als Zuschauer dürfen Männer an den Shows nicht teilnehmen. Und obwohl die Modebranche davon lebt, dass neu vorgestellte Kollektionen gefilmt, fotografiert und medial verbreitet werden, sind Kameras strikt verboten.
Es handelt sich bei der Modeveranstaltung auch um ein politisches Signal: Momentan haben Frauen noch wenig Spielraum, sich öffentlich modisch auszudrücken. Die Abaya, ein schwarzer bodenlanger Umhang, überdeckt ihre Kleidung. In jüngster Zeit durchlebt das konservativ-muslimische Königreich allerdings leichte Erneuerungen bei der Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Ab Juni sollen Frauen selbst Auto fahren dürfen, auch sollen sie künftig ohne Erlaubnis eines Mannes Unternehmen gründen dürfen. Im Januar konnten sie zum ersten Mal für Fußballspiele ins Stadion gehen.
Im März deutete der Kronprinz Mohammed bin Salman in einem Interview mit dem CBS-Format „60 Minutes“ nun auch eine Auflockerung der strengen Bekleidungsvorschriften an: „Laut Gesetz müssen Frauen wie Männer anständige, respektable Kleidung tragen. Das meint aber nicht ausdrücklich eine schwarze Abaya oder Kopfbedeckung. Frauen entscheiden selber, welche Art von anständiger und respektabler Kleidung sie wählen.“ Die Reformen sind Teil eines wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modernisierungsprogramms. Ziel des Kronprinzen ist es, den Anteil der Frauen am Arbeitsmarkt von derzeit 22 auf mehr als 30 Prozent im Jahr 2030 zu erhöhen.
Zu welchen kreativen Alternativen zur Standard-Abaya die arabische Fashion Week anregt, wird vielleicht schon bald auch auf der Straße zu sehen sein. Allerdings habe die Verschleierung das modische Interesse der arabischen Frauen auch bisher nicht gehemmt, sagte Prinzessin Nura bint Faisal al-Saud der Nachrichtenagentur AFP: „Mode stieß immer schon auf Interesse in Saudi-Arabien. Wir versuchen, die Modeindustrie hier auf ein ganz neues Niveau zu heben“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Vorschläge für bessere Schulen
Mehr Führerschein wagen