Erste Frau an Spitze der Industrielobby: BDI holt Ex-Ministerin
Grünen-kompatibel, wirtschaftsnah, politisch erfahren: Die CDU-Politikerin Tanja Gönner wird Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Industrie.
Danach leitete Gönner die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit rund 24.000 Beschäftigten. Nun kommt die Juristin an die Spitze der deutschen Industrielobby: Tanja Gönner wird Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Das teilte der BDI, der sich als mächtige Stimme der Wirtschaft versteht, am Donnerstag mit. Sie ist die erste Frau auf diesem Posten.
Auf der Internetseite des Dachverbands heißt es: „Wir arbeiten daran, dass Deutschland ein Industrieland, Exportland und Innovationsland bleibt.“ Der BDI bündelt 40 Verbände verschiedener Branchen, die zusammen rund 100.000 Unternehmen vertreten. Gönners Vorgänger, Joachim Lang, der den Job fünf Jahre gemacht hat und vom Energiekonzern E.on kam, ging nach eigenen Angaben im Guten.
Doch berichtete die Tageszeitung Die Welt, dass er als zu unionsnah galt. Einen Entwurf des Grünen-Wahlprogramms hatte Lang im März vergangenen Jahres regelrecht zerrissen: Dieser offenbare „ein ausgeprägt dirigistisches Staatsverständnis“ mit einer „sehr eingeengten Perspektive auf ein Staatsziel Klimaschutz“. Wenige Monate später wurde der Grüne Robert Habeck Bundeswirtschaftsminister. Mittlerweile hat der BDI einen groß angelegten Plan vorgestellt, wie Deutschland die Klimaschutzziele erreichen könne.
Tanja Gönner hat den Ruf, ihren derzeitigen Job bei der GIZ – Jahresgehalt aktuell: rund 297.000 Euro – sehr gut zu machen. 2021 gab sie der GIZ-Jahrespressekonferenz das Motto: „Die Krise als Chance nutzen – Mit grüner Wirtschaftsbelebung gestärkt in die Zukunft“. Am Donnerstag betonte sie, die Transformation zu Klimaneutralität sei eine große Aufgabe, der sie sich „mit Respekt und mit großer Vorfreude stelle“. Ihr neues Amt wird sie im zweiten Halbjahr 2022 antreten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“