: Erneuter Massenmord in Südafrika
■ ANC macht Polizei und Inkatha für Massaker an 18 Menschen verantwortlich/ Gespräche mit der Regierung wegen deren Amnestievorschlag erneut abgebrochen/ Spaltung bei den Konservativen
Johannesburg (AFP/epd) — Bei einem Massaker in der südafrikanischen Township „Ivory Park“ im Nordosten Johannesburgs sind nach Berichten des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) gestern mindestens 18 Menschen ermordet worden. Ein Sprecher der Polizei konnte zunächst nur bestätigen, daß es „eine Schießerei“ gegeben habe. Der ANC machte in einer offiziellen Erklärung gemeinschaftlich die Zulu-Organisation Inkatha und die Polizei verantwortlich.
Nach Angaben des örtlichen ANC-Vertreters Sipho Ndamane ereignete sich das Verbrechen gegen drei Uhr morgens. Drei gepanzerte Mannschaftswagen der Sicherheitskräfte vom Typ „Caspir“ seien in der Siedlung aufgetaucht und hätten zuerst Tränengasgranaten abgefeuert, um ANC-Mitglieder zu vertreiben, die auf den Straßen Wache hielten. Danach erschienen die bewaffneten Inkatha-Leute, griffen die Einwohner an und steckten die Hütten in Brand, berichtete der ANC-Vertreter weiter. Gestern vormittag war die Lage in der Siedlung angespannt: Rund zweihundert aufgebrachte Bewohner von „Ivory Park“ standen einem gepanzerten Mannschaftstransporter der Polizei gegenüber.
Ein ähnliches Massaker am 17.Juni in Boipatong, bei dem 45 Menschen gestorben waren, hatte zum Abbruch der Gespräche zwischen Regierung und ANC geführt. Daraufhin hatten die Vereinten Nationen eine Beobachtermission nach Südafrika entsandt. Erst am Donnerstag hatte die südafrikanische Regierung „im Prinzip“ in den UNO- Vorschlag eingewilligt, die Ursachen der politischen Gewalt sowie die Verwicklung von Polizei und Armee in Mordanschläge von einer Kommission unter dem Vorsitz des Richters Richard Goldstone untersuchen zu lassen. Gleichzeitig wollte Pretoria mit allen Parteien über eine Generalamnestie verhandeln, die auch mögliche Verbrechen der Sicherheitskräfte umfassen sollte.
Diesen Vorschlag hatte der ANC allerdings bereits abgelehnt und zum Anlaß genommen, die gerade wieder begonnenen Gespräche mit der Regierung erneut abzubrechen. Die Regierung sei den Forderungen der Opposition in keiner Weise entgegengekommen, sagte gestern ANC-Sprecher Saki Macozoma.
Fünf Abgeordnete der ultrarechten Konservativen Partei (CP) sind unterdessen aus ihrer Partei ausgetreten. Die Abgeordneten, zu denen auch der CP-Vorsitzende für die Provinz Oranje-Freistaat, Cehill Pienaar, sowie der ehemalige CP-Generalsekretär Andries Beyers gehören, gaben ihren Austritt am Donnerstag abend nach einer Sitzung des Parteivorstandes bekannt. Anders als die CP-Führung treten sie für Verhandlungen mit schwarzen Oppositionsparteien ein, bei denen sie die Gründung eines „weißen Homelands“ in Südafrika erreichen wollen.
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