Erneut Daten-Panne in Großbritannien: Schluderei im Königreich
Erst Daten von Kindergeldempfängern, dann Personalien von Fahrschülern - nun sind vertrauliche Patientanengaben hundertausender Briten verschwunden. Und das Vertrauen in Browns Regierung sinkt
LONDON/BERLIN dpa/afp/taz In Großbritannien sind erneut vertrauliche Daten verloren gegangen. Wie die Zeitung Sunday Mirror am Sonntag berichtete, verschwanden in britischen Gesundheitszentren Patienten-Informationen von vermutlich mehreren hunderttausend Bürgern.
Die Briten sind von dem nunmehr dritten Skandal um verschwundene Daten innerhalb weniger Wochen betroffen. Nachdem die Behörden den Verlust persönlicher Daten von Millionen Kindergeldempfängern und Fahrschülern eingestanden hatten, gaben sie am nun zu, dass im staatlichen Gesundheitswesen (NHS) vertrauliche Angaben zu Patienten abhandengekommen sind.
Unter anderem sei eine CD mit Informationen über 160.000 kranke Kinder auf dem Weg in eine Londoner Klinik spurlos verschwunden. Auch gespeicherte Angaben zu zehntausenden erwachsenen Patienten würden in insgesamt neun Regionalbereichen des NHS vermisst, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Der Verlust sei durch Untersuchungen zur Datensicherheit bekannt geworden, die nach dem ersten Skandal um das Verschwinden personenbezogener Informationen im Bereich des Finanzministeriums im November eingeleitet worden waren. Die vom Datenverlust im Gesundheitswesen Betroffenen seien inzwischen informiert worden. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass ihre Daten "in falsche Händen gefallen sind", erklärte eine Sprecherin.
Erst vier Wochen zuvor war bekanntgeworden, dass seit Oktober zwei CDs der britischen Steuerbehörde mit Daten von 25 Millionen Kindergeldempfängern - darunter auch Bankdetails - vermisst werden. Durch die Daten-Panne geriet die Regierung von Premierminister Gordon Brown unter Druck, deren Umfragewerte auch dadurch in letzter Zeit weiter gesunken sind.
Mitte Dezember hatte die Regierung eingestanden, dass Datenträger mit Namen, Adressen und Telefonnummern von mehr als drei Millionen Fahrschülern bei einem für die britischen Behörden arbeitenden Privatunternehmen in den USA spurlos verschwunden sind. Das in Iowa ansässige Unternehmen Pearson, dem auch die Financial Times und der Penguin-Buchverlag gehören, hatte 2003 den Zuschlag für den Vertrag zur Auswertung von Fahrschulprüfungen in Großbritannien erhalten.
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