: Erneuerte Tradition
■ Die XXI. Hamburger Ballett-Tage eröffnen mit Balanchine und Neumeier
Es ist keine Premiere im eigentlichen Sinn, wenn die Tänzerinnen und Tänzer der Hamburg Oper am 7. Mai auf die Bühne treten, um Choreographien von Balanchine und Neumeier darzubieten. Eher ist es eine Lektion in Sachen Ballett-Geschichte, eine Bündelung von charismatischen Gestalten, unter die sich der Hamburger Choreograph einreiht: Tschaikowsky-Strawinsky/Balanchine-Neumeier, so der Titel des Abends.
Neumeier unternimmt damit den Versuch, eine historische Linie zu zeigen zwischen den russischen Komponisten und dem russischen Ballettmeister Balanchine, der in die USA auswanderte und von dort aus – mit seinem überarbeiteten russischen Ballett-Stil – wiederum Europa beeinflußte. Auch der US-Amerikaner John Neumeier beschäftigte sich mit dem klaren, eher handlungslos und konzertant kreierenden Balanchine.
Balanchine brachte das Violin Concerto in D-Dur von Igor Strawinsky bereits 1941 auf die amerikanische Bühne. Dreißig Jahre später revidierte er sein Werk. Diese Neufassung von 1972 hat Karin von Aroldingen jetzt mit dem Hamburger Ensemble einstudiert.
Das zweite Stück des Abends ist Strawinskys Petrouchka. Neumeier interessierte sich für die harten Schnitte an den Übergängen, die kaleidoskopartige Zusammensetzung des zuvor Zerstückelten – er vertraute für die Choreographie vollkommen der Musik, als er 1982 seine eigene Fassung vorstellte, die ohne das russische Kolorit der Originalchoreographie von Fokine auskommt. Diese persönliche Version hat Neumeier jetzt noch einmal neu einstudiert.
Den Abschluß des Abends bildet wiederum ein Stück von Balanchine: Theme and Variations aus dem Jahre 1947 ist auf den vierten Satz der Orchestersuite Nr. 3 von Peter Tschaikowsky choreographiert. Patricia Neary bringt es den Hamburgern bei. gmw
Staatsoper: 7. Mai, 19 Uhr; B-Premiere 9. Mai, 19.30 Uhr.
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