Ernährungsqualität auf einen Blick: Nutri-Score informiert am besten
Eine Studie von Foodwatch testet fünf verschiedene Kennzeichnungen für (un-)ausgewogene Lebensmittel. Nicht alle sind mängelfrei.
Wer sich gesund ernähren will, hat es derzeit nicht leicht: Nährwertangaben von Lebensmitteln sind nur kleinstgedruckt in Tabellen auf der Rückseite von Verpackungen aufgelistet. Ein Vergleich von Fett-, Salz- oder Energiegehalten ist so schwer. „Jeder zweiter Deutsche ist übergewichtig, es ist wichtig, da einzugreifen“, sagt Joachim Spranger, Ernährungsmediziner von der Berliner Charité. Der Nutri-Score habe am ehesten das Potenzial, ungesundem Konsum entgegenzuwirken. Er sei für jede:n unabhängig vom Bildungsniveau verständlich.
Es sei höchste Zeit, dass die Bundesregierung sich von der „unbelehrbaren deutschen Süßwaren- und Junkfood-Industrie“ emanzipiere und das beste Modell für Verbraucher auch in Deutschland durchsetze, sagte Foodwatch-Expertin Luise Molling. Mit Nutri-Score sei auf einen Blick zu erkennen, wie (un-)ausgewogen verarbeitete Lebensmittel sind. Die Kennzeichnung bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz auch empfehlenswerte Ballaststoffe oder Proteine in die Bewertung ein und gibt dann einen einzigen Wert an – auf einer fünfstufigen Skala von dunkelgrün bis rot.
Per Gesetz kann nur die EU Unternehmen zur Kennzeichnungen ihrer Waren verpflichten. Frankreich, Spanien und Belgien haben den Nutri-Score bereits freiwillig eingeführt. Auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist die Einführung einer vereinfachten Nährwertkennzeichnung festgeschrieben. Allerdings zögert Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU).
Die Untersuchung von Foodwatch hat auch Mängel bei den weltweit benutzten Systemen wie Lebensmittelampel, Health-Star-Rating-System, der „Kennzeichnung der Referenzaufnahmemengen“ und einfachen Warnsymbolen gefunden. Der Nutri-Score schneidet insgesamt am besten ab. Er bietet laut Foodwatch eine ganzheitliche Bewertung der Zutaten eines Produkts anstatt sich nur auf einzelne Nährstoffe wie Fett oder Zucker zu konzentrieren. So sei ein relativer Vergleich innerhalb von Produktgruppen möglich.
Allerdings führe das auch dazu, dass Produkte wie ein Menü aus Pommes, Schnitzel und zuckerarmer Limonade eine grüne Bewertung bekämen, kritisiert Ministerin Klöckner (CDU) – und will abwarten. Foodwatch-Kampagnerin Molling hält das für einen Fehler: „Klöckner vergeudet wertvolle Zeit und ignoriert die wissenschaftliche Faktenlage.“
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