Erinnern an den Ur-Computer in Berlin: Der Sound der Zukunft
Vor 75 Jahren stellte Konrad Zuse die programmierbare Rechenmaschine Z 3 in seinem Kreuzberger Büro vor. Damit begann das Computerzeitalter.
Klack, klack, klack, klack, klack – wenn der Computer auf dem Schreibtisch solche Geräusche macht, stimmt was nicht. Beim Urcomputer hingegen sind fünf Klacks pro Sekunde ein Lebenszeichen (wenn auch nicht unbedingt ein Zeichen für Leistungsfähigkeit, doch dazu später). Am gestrigen Donnerstag vor genau 75 Jahren stellte Konrad Zuse in der Kreuzberger Methfesselstraße 7 einigen Wissenschaftlern seine Rechenanlage Z 3 vor. Die frei programmierbare Maschine gilt heute weithin als der erste funktionsfähige Computer der Welt.
Doch sie überstand den Krieg nicht: Eine Bombe zerstörte die kleiderschrankgroße Anlage im Dezember 1943. Und damit auch den Ruhm, der ihrem Erbauer zugestanden hätte: Konrad Zuse, der Kreuzberger Frickler, wie man heute wohl sagen würde, geriet in Vergessenheit, auch weil er keine Patente für seine Erfindung erhielt. Er starb 1995.
Dass am Donnerstag trotzdem an diesen für die Technikgeschichte wichtigen Termin erinnert wurde, liegt vor allem an Zuses Sohn Horst. Der Informatiker hatte 2008 „nach ein, zwei Bier in einer Kiezkneipe“, wie er berichtete, die Idee, die Z3 in Originalgröße nachzubauen. Inzwischen steht die 2.500 klackernde Relais starke Maschine im Technikmuseum, unweit jener Stelle, wo Zuse einst das Original vorgeführt hatte.
Richtig rattern lassen
Ab und zu wirft Horst Zuse die riesige Kiste – eigentlich sind es vier, einschließlich zwei Speichern und dem Steuerwerk – an, um sie mal „richtig rattern zu lassen“. Zuse junior, inzwischen 70 Jahre alt, will damit den Besuchern des Museums erklären, „wie ein Computer funktioniert“. Die Z 3 wurde vor allem für aerodynamische Berechnungen an Flugzeugen entwickelt. Zuse hingegen lässt sie einfach ein paar Zahlen addieren, drückt auf einige Tasten, zeigt auf die nur zwischen 0 und 1 unterscheidenden Relais, die dann ihre prägnanten Geräusche machen. Letztlich handle es sich um „ein ständiges Spiel zwischen Rechenwerk und Speicher“.
An einer etwas komplexeren Rechnung scheitert die Maschine indes: Sie liefert schlicht nicht das erwünschte Ergebnis auf der Ausgabekonsole. Warum, kann sich Horst Zuse nicht erklären. Irgendwo sind sich Computer in den letzten 75 Jahren doch gleich geblieben.
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