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Erfolg für das ukrainische MilitärRebellen ziehen aus Slawjansk ab

Die prorussischen Milizionäre haben die ostukrainische Stadt verlassen. Präsident Poroschenko ist zu Verhandlungen bereit – aber nicht zu einer einseitigen Waffenruhe.

Keine Rebellen zu sehen: Straße in Slawjansk. Bild: dpa

DONEZK/KIEW ap/afp/dpa | Das ukrainische Militär hat die Rebellenhochburg Slawjansk zurückerobert. Präsident Petro Poroschenko sagte am Samstag, er habe den Soldaten befohlen, die ukrainische Flagge in der Stadt zu hissen. Diese sei nach nächtlichen Gefechten unter Kontrolle der Regierung.

Der von den Separatisten ernannte Bürgermeister von Slawjansk hat den Rückzug der prorussischen Milizionäre aus ihrer bisherigen Hochburg bestätigt. „Die (prorussischen) Kämpfer sind abgezogen“, sagte Wolodymyr Pawlenko am Samstag der Nachrichtenagentur AFP in einem Telefonat. Die ukrainische Armee sei aber noch nicht in die Stadt vorgerückt. In Slawjansk herrsche ein Machtvakuum.

Andrej Purgin von der abtrünnigen Volksrepublik Donezk sagte der Nachrichtenagentur AP, die Rebellen seien dabei, Slawjansk zu räumen. Die Angriffe der ukrainischen Armee hätten von der Stadt nur noch Ruinen übrig gelassen. Ein Rebellenkommandeur mit dem Kampfnamen Pinochet sagte der AP, die Kämpfer hätten sich in die nahe Stadt Kramatorsk zurückgezogen.

Das ukrainische Innenministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass sich die Separatisten weitgehend aus Slawjansk zurückgezogen hätten. Rebellen-Kommandeur Igor Strelkow und ein „Großteil“ der aufständischen Kämpfer seien nach Geheimdienstinformationen vom Samstagmorgen aus der Stadt im Osten des Landes geflohen, erklärte Innenminister Arsen Awakow auf Facebook. Eine Beobachterin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bestätigte die Angaben des Innenministeriums.

Hilferuf gen Moskau

Strelkow hatte sich am Freitag an die Regierung in Moskau gewandt und gewarnt, seine Kämpfer könnten die Anfang April eroberte Stadt ohne russische Hilfe nicht mehr lange halten.

Präsident Poroschenko hatte am Freitag erklärt, er sei - wie diese Woche in Berlin vereinbart – zu einer weiteren Verhandlungsrunde zwischen der Ukraine, Russland und den Rebellen über eine Waffenruhe bereit. Er habe Ort und Zeit vorgeschlagen, aber noch keine Antwort. Eigentlich sollten die Gespräche spätestens am Samstag beginnen.

Eine erneute einseitige Waffenruhe im Kampf gegen prorussische Separatisten schloss Poroschenko aus. Einen Dialog könne es nur geben, wenn alle Konfliktparteien gleichermaßen die Bedingungen dafür einhalten würden, sagte Poroschenko nach Beratungen mit den Fraktionsvorsitzenden des ukrainischen Parlaments in Kiew.

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8 Kommentare

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  • Ja, daß sich die wirtschafliche Situation verschlechtern wird, davon kann man getrost ausgehen. Die ukrainische Gesellschaft Naftogas kündigt schon mal für den nächsten Winter die Notwendigkeit des Sparens mit Gas an.

     

    Unterdessen wird berichtet, daß in Slawjansk sämtliche Milizionäre verhaftet und aus der Stadt gebracht worden sein sollen, ebenso alle Männer zwischen 25 und 35 Jahren sowie alle, die sich um die Verwundeten gekümmert haben.

    http://www.vesti.ru/doc.html?id=1767819&cid=9

    Ob man die wohl wiedersehen wird?

  • Das sind ja extrem schlechte Nachrichten aus dem Donbass. Vor der 20 bis 30fachen zahlenmässigen Ueberlegenheit der Ukrainer musste die Donbass-Volkswehr zurueckweichen.

     

    Das Gute daran ist einzig, dass der Rueckzug geordnet und organisiert erfolgte. Es besteht nach wie vor Hoffnung, dass der Donbass solange Widerstand leisten kann, bis auch in der Ukraine Aufstaende gegen das Oligarchenregime losbrechen. Diese Chance besteht durchaus, verschlechtert sich doch die wirtschaftliche Lage der Ukraine mit jedem Tag.

  • Deutsche Wirtschafts Nachrichten schreiben:

     

    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/07/06/rache-fuer-banken-strafe-frankreich-droht-mit-dem-ausstieg-aus-dem-dollar-system/

     

    -

     

    FRANKREICH

     

    Rache für Banken-Strafe: Frankreich droht mit dem Ausstieg aus dem Dollar-System

     

    Frankreich möchte offenbar seine Währungsreserven nicht mehr in US-Dollar halten. Nach Angaben des Notenbank-Chefs Christian Noyer ist die US-Währung risikoreich. Zuvor hatten die USA die BNP Paribas zu einer milliardenschweren Geldstrafe verurteilt. Die Bank hatte US-Sanktionen gebrochen und Geschäfte mit dem Iran, dem Sudan und Kuba betrieben.

    • @GWalter:

      Uiii... wartet's mal ab, Leute, dafür wird dem Chef der französischen Notenbank Christian Noyer bald etwas zustoßen... er sollte in seinem eigenen Interesse in der nächsten Zeit nicht in die USA fliegen (Zimmermädchen!), sich in keine Badewanne mehr legen und keinen gefährlichen Hobbys nachgehen (Fallschirmspringen!). Aber ich glaube die vielen Ankündigungen des Ausstiegs aus dem Dollar erst, wenn es tatsächlich passiert. Auch aus Rußland hören wir ständig solche Töne, aber das war es bislang auch.

  • Eine gute Nachricht waere...Frau Dr. MERKEL sollten sie unser Land wirklich von den amerikanischen Schaendern befreien und unser Land Richtung dem friedfertigen Russland /China positionieren gehöret, ihnen sprichwörtlich ein Denkmal gesetzt!!!

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    Sollte dem So sein und das im Verbund mit der EU wird aus einem harschen Kritiker einer der größten Mitkämpfer. egal welche persönlichen Einschnitte ueber Steuern oder Abgaben das Ganze erfordert.

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    Frau Dr. MERKEL gehen sie voran ! Ich denke die große Mehrheit des Deutschen / Französischen VOLKES WUENSCHT ein freundlicher Verbund mit Russland !

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    Wenn die EU der Preis der Befreiung von den kriegstreibenden Besatzern aus den USA sein sollte, dann ist es trotz aller unschönen Dinge die auf den Weg dorthin passiert sind den Preis Wert.

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    Dann koennten wir sagen: "Respekt ANGIE"

  • Das schon lange angekündigte Großmanöver Russlands wird wieder mal in den Medien breitgetreten, dass gleichzeitig laufende Natomanöver verschwiegen. Außer im Deutschlandfunk, dort wurde über das Nato Manöver in den bulgarischen Hoheitsgewässern berichtet.

     

    Das drei Hubschrauber über die ukrainische Grenze fliegen, Skandal! Wenn die ukrainische Armee mit Panzern nach Russland fährt, und "aus Versehen" über die ukrainische Grenze hinausschießt, was soll`s? 150 Separatisten getötet, aber nur zwei von den Söldnertruppen Poroschenkos.

     

    Die Separatisten müssen ja tausende Panzer und Söldner auf ihrer Seite haben. Poroschenko, der laut Wikileaks ein langjähriger Informant der USA ist, folgt nun den Anweisungen der amerikanischen RAND Agentur. Filtrationslager eingeschlossen!

    Im übrigen ist der kürzeste Seeweg in die Ukraine rund 800 km von dem russischen Manöver entfernt.

  • Scheisse Eeeh! Durch diese militärische Ballerei im Osten der Ukraine- gegen die als `Terroristen´ abklassifizierten Separatisten ... wird offensichtlich eine Machtfrage des militärischen bereinigt... Jedoch? Wie ticken die Herzen der betroffenen Zivilgesellschaft?

    Ich meine das Herr Poroschenko, mit seiner USA/NATO/EU gestüzten Militärgewalt gegen den Separatismus des Ostens ..

    die alten Wunden von Angst und Hass nicht geheilt hat.

    Es geht nun darum, so etwas wie Freundschaft und Cooperation im Geiste des Friedens zu etablieren... zwischen der EU und der Eurasischen Union...

    Eine diplomatische Herausforderung die offensichtlich den Segen Russlands hat!

  • Mal wieder eine Stadt mehr in Ruinen.

    Na, passt doch wunderbar in die kapitalistische Logik von EU, USA und eigentlich auch Rußland. Da ist was zerstört, was man wieder aufbauen kann.

    Dafür werden dann meine Steuergelder über die EU in die Ukraine abgeleitet, damit dort die Wirtschaft durch den Wiederaufbau wächst.

    Dass die Stadt auch vorher aufgebaut war und wahrscheinlich einige Hunderte bis Tausende ums Leben kamen, ist für die Aufrechterhaltung des kapitalistischen Systems irrelevant.