Erdgas von Russland nach Deutschland: Neue Ostsee-Pipeline geplant
Das Verhältnis zu Russland tangiert die Gasindustrie kaum. Gazprom plant gemeinsam mit Eon, Shell und OMV eine weitere Pipeline durch die Ostsee.
ST. PETERSBURG afp | Der russische Energiekonzern Gazprom will in Kooperation mit europäischen Energieunternehmen eine neue Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland bauen. Gazprom habe mit dem deutschen Versorger Eon, dem britisch-niederländischen Energiekonzern Shell und dem österreichischen OMV beim internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg am Donnerstag eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.
Geplant sind zwei Stränge, die durch die Ostsee laufen sollen und ein Gesamtvolumen von 55 Milliarden Kubikmeter pro Jahr haben, teilte das russische Unternehmen mit. Eon bestätigte die Pläne. Die neue Pipeline werde “dazu beitragen, die Sicherheit und Verlässlichkeit der Gaslieferungen zu verbessern“, erklärte Gazprom-Chef Alexei Miller.
Eon-Vorstandsmitglied Klaus Schäfer erklärte, mit dem Projekt werde die erfolgreiche Partnerschaft mit Gazprom fortgesetzt. Die Nordstream-Erdgaspipeline durch die Ostsee habe gezeigt, dass der Gastransport durch die Ostsee aus wirtschaftlichen, technischen und umweltrelevanten Gesichtspunkten eine verlässliche Lösung für den Energiebedarf der EU darstelle, erklärte Schäfer.
Die Ankündigung der neuen Pipeline ist ein Schlag für die EU, die derzeit versucht, ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren. Das Projekt zum Bau der Pipeline South Stream, die unter dem Schwarzen Meer und an der Ukraine vorbei nach Südeuropa führen sollte, war Ende 2014 von Russland mit Verweis auf eine Blockade durch die EU-Kommission vorerst aufgegeben worden.
Das Verhältnis zwischen Russland und der EU ist wegen des Ukraine-Konflikts angespannt. Gazprom will nun eine Pipeline durch die Türkei bauen, die an der Ukraine vorbei Gas nach Europa bringen soll.
Leser*innenkommentare
Kappert Joachim
Prima! Es geht also doch was Konstruktives mit Russland. Leider sind NATO-Generale und besonders die Polen anderer Meinung. Auch positiv: ab 2020 spielt die Ukraine als Transitland keine Rolle mehr. Nicht im Artikel steht der beschlossene Bau des Schnellzuges Moskau-Jekatrinburg und ein Vertrag über das Ölfördergebiet Sakhalin-2. Aber das wäre wohl zu prorussisch.