piwik no script img

Er war einsam, aber besser

■ Nelson Pessoa siegte zum sechsten Mal im Spring-Derby    Von Sannah Koch

Als wollte der Wettergott Nelson Pessoas Konkurrenten unschädlich machen, öffnete er gestern nachmittag über den letzten Derbyteilnehmern die Gewitterschleusen. Doch der brasilianische Grandseigneur hatte solch göttlichen Einmischungen nicht nötig: Mit traumwandlerischer Sicherheit überwand Pessoa auf Vivaldi als einziger Reiter den Derby-Parcours in Klein-Flottbek fehlerfrei. Ein Kunststück, das ihm damit den nunmehr sechsten Sieg in diesem Turnier, das als schwierigstes der Welt gehandelt wird, einbrachte.

Weder die kleinen und großen Wälle, noch Pulvermanns Grab schreckten den 16jährigen Braunen und seinen 57jährigen Reiter - ihr Ritt über die insgesamt 24 Hindernisse sollte Lehrstück für jeden Nachwuchsreiter werden. Aber auch dem Hamburger Achaz von Buchwaldt gelang mit seinem Lausbub ein bildschöner Ritt. Mit nur einem Abwurf konnte er sich unter lautstarkem Jubel zufrieden als zweiter vom Platz trollen. Einen Abwurf brachte auch Pessoas schärftser Konkurrent, der Brite John Whitaker auf Everest Gammon, ins Ziel +– ihm wurde Pulvermanns Grab zum Stolperstein.

Unschönes, wie Stürze und ehrgeizige Reiter, die ihre überforderten Pferde über die Sprünge quälten, blieben den rund 23.000 Zuschauern gestern weitgehend erspart. Von den 30 Teilnehmern schieden nur acht aus, im vergangenen Jahr hatte fast die Hälfte der Wettstreiter vorzeitig den Hut nehmen müssen.

Im Gegensatz zum Springfinale, bei dem gestern die deutschen Elitereiter wie Ludger Beerbaum und Franke Sloothaak fehlten, drängelte sich in der Dressur die deutschen KlassereiterInnen heftig ums Blaue Band. Nachdem die Turnierleitung in diesem Jahr erstmals auf den Flottbek-typischen Pferdetausch im Finale verzichtet hatte, wollten diesmal auch Nicole Uphoff, Monica Theodoresco, Isabell Werth und Klaus Balkenhol mit dabei sein. Umso mehr, als daß das Grand Prix als Sichtung für die Europameisterschaft Anfang September in Lipica galt. Zu Überaschungsergebnissen kam es jedoch nicht: Im Grand Prix Spezial siegte Theodorescu auf Grunox Tecrent, Zweite wurde Werth auf Gigolo. In der Kür wurde Balkenhol auf Polizeipferd Goldstern vom ansonsten blasiert-zurückhaltenden Publikum frenetisch als Sieger bejubelt, Nicole Uphoff wurde auf Grand Gilbert zweite. Die Vier wurden dann auch, wenig überraschend, ins Europameisterschaftsteam berufen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen